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verhütung Kommt bald die Pille für den Mann?

Für viele Mädchen und Frauen ist es schon längst tägliche Routine: das Einnehmen der Antibabypille. Für Männer gab es bisher kein hormonelles Verhütungsmittel. Könnte sich das bald ändern?

24.03.2022, 18:23
Vor 60 Jahren hatte die Antibabypille ihren Verkaufsstart in Deutschland. Foto: Annette Riedl/Symbol/
Vor 60 Jahren hatte die Antibabypille ihren Verkaufsstart in Deutschland. Foto: Annette Riedl/Symbol/ dpa

Minnesota/USA/DUR - In den 1960er Jahren wurde die sogenannte Antibabypille eingeführt - vor allem, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Mittlerweile nehmen rund 60 Prozent der 16- bis 20-Jährigen Frauen dieses orale, hormonelle Verhütungsmittel ein. Elf Prozent der Mädchen beginnen dabei bereits zwischen zwölf und 15 Jahren mit der Einnahme täglicher Hormone. Jetzt haben Forscher aus den USA womöglich einen ersten Erfolg, einen Durchbruch bei der Pille für den Mann erzielt.

Für Männer kamen bisher nur Kondome oder eine Sterilisation als wirksame Verhütungsmittel in Frage. Doktorand Abdullah Al Noman von der Universität Minnesota gelang es jedoch durch Testversuchen an Mäusen, eine 99-prozentige Wirksamkeit des sogenannten Mittels YCT529 festzustellen - und das ohne Nebenwirkungen.

Professorin Gunda Georg, Mitglied im Forschungsteam, erklärte öffentlich: "Es gibt keine Garantie, dass es klappt. Aber ich wäre wirklich überrascht, sollten wir nicht auch bei Menschen eine Wirksamkeit feststellen."

Wie wurden die Tests durchgeführt?

Den Versuchsmäusen wurden vier Wochen lang das zu testende Mittel oral verabreicht. Die Spermienzahl der männlichen Mäuse habe sich währenddessen enorm reduziert, Trächtigkeiten wurden zu 99 Prozent verhütet. Vier bis sechs Wochen nach der Absetzung des Mittels waren die Mäuse wieder zeugungsfähig.

Doch das Mittel YCT529 funktioniere nicht auf hormoneller Basis, so wie es bei der bekannten Antibabypille der Fall ist. Es docke an ein Protein namens Retinsäure-Rezeptor Alpha an, das bei der Spermienproduktion eine wichtige Rolle spielt.

Etliche Männer seien laut Studien an einer Verhütungsmethode dieser Art interessiert. Bisherige Forschungen, basierend auf dem Hormon Testosteron, verliefen aufgrund zahlreicher Nebenwirkungen jedoch im Sande. Klinische Studien dieses Mittels an Menschen sollen im dritten oder vierten Quartal 2022 beginnen.