Kölner Polizeiskandal-Prozess Kölner Polizeiskandal-Prozess: Angeklagte bestätigen Schläge

Köln/dpa. - Im Prozess um den Kölner Polizeiskandal haben einige der angeklagten Polizisten eingeräumt, dass ein 31 Jahre alter Mann bei der Festnahme schwer verletzt und in der Zelle geschlagen wurde. Der Mann war ins Koma gefallen und nach zwei Wochen gestorben. Vor dem Landgericht Köln sind seit Donnerstag sechs Polizisten wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Zum Prozessauftakt sahen die verhörten drei Polizisten aber kein schuldhaftes Verhalten.
Nachdem sie wegen eines Familienstreits von Nachbarn alarmiert worden waren, hatten die Polizisten den 31-Jährigen in seiner Wohnung gefesselt, hinausgetragen und zur Wache gebracht. Nach Zeugenaussagen sollen die Angeklagten ihr Opfer misshandelt haben. Ein Gutachten war zu dem Schluss gekommen, dass «polizeiliche Zwangsmaßnahmen mitursächlich für den Tod» des Festgenommenen gewesen sein könnten.
Nach der Schilderung von zwei 27 und 29 Jahre alten Polizisten hatte sich der 31-Jährige heftig gewehrt. Er sei an Händen und Füßen gefesselt worden. Dann hätten ihn vier Beamte durch das Treppenhaus nach draußen getragen. Dabei seien sie wegen der Gegenwehr des Mannes bis zu sechs Mal gestürzt. Ein Polizist sagte, nach seiner Meinung seien die schweren Verletzungen des Mannes durch die Stürze entstanden.
Alle drei Polizisten bestätigten, dass der Festgenommene auf der Wache geschlagen wurde. «Alle die Schläge, die ich gesehen habe, waren meines Erachtens absolut gerechtfertigt», sagte ein 28 Jahre alter Angeklagter. Ein anderer Polizist gab zu, selbst geschlagen zu haben und begründete das damit, dass er den Mann unter Kontrolle bringen wollte. Einer der Angeklagten beschuldigte den Hauptbelastungszeugen schwer. Dieser habe auch selbst geschlagen. Auch ein Anwalt sagte, dafür habe es Anhaltspunkte gegeben. Der Zeuge sei aber wegen seiner Aussage nicht angeklagt worden.
Nach einem Gutachten der Kölner Rechtsmedizin verursachte die Gewaltanwendung der Polizisten keine tödlichen Verletzungen. Todesursache sei ein durch Herzstillstand hervorgerufenes Hirnödem. Das zweite Gutachten berücksichtigte, dass der Mann extrem erregt war, was durch eine akute schizophrene Psychose verstärkt worden sei. Der Musiker litt an einer Thrombose und hatte an dem Abend Drogen genommen.