1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Köln: Köln: Explosion auf Gelände von Shell-Raffinerie

Köln Köln: Explosion auf Gelände von Shell-Raffinerie

Von Claudia Hauser 09.01.2014, 15:58
Dunkle Rauchwolken ziehen am 09.01.2014 über Köln-Godorf (Nordrhein-Westfalen). Auf dem Gelände der Shell Raffinerie ist ein Brand ausgebrochen.
Dunkle Rauchwolken ziehen am 09.01.2014 über Köln-Godorf (Nordrhein-Westfalen). Auf dem Gelände der Shell Raffinerie ist ein Brand ausgebrochen. dpa Lizenz

Köln/MZ - Tiefschwarz ist die gewaltige Rauchwolke, die am Donnerstagnachmittag über dem Gelände der Shell-Raffinerie in Köln-Godorf aufsteigt und über den Rhein zieht. Dutzende Kölner alarmieren die Feuerwehr, sind beunruhigt - vor allem diejenigen, die im sogenannten Chemiegürtel im Süden der Stadt leben.

Der für die Explosion verantwortliche Stoff Toluol ist ein Kohlenwasserstoff, der in vielen Eigenschaften dem giftigen Benzol ähnelt. Es handelt sich um eine farblose, unangenehm riechende, flüchtige Flüssigkeit. Toluol wird als Lösemittel in Farben, Lacken und Benzin verwendet und ist in Möbelpflegemitteln und Klebstoffen enthalten. Bei Kontakt damit in hoher Konzentration kann es zu Nerven-, Nieren- und Leberschäden kommen.  (stes)

Gegen 15 Uhr ist ein Schwimmdachtank explosionsartig in Brand geraten. Eine etwa 20 Meter hohe Stichflamme schoss in den Himmel. In dem Tank war die Chemikalie Toluol (siehe „Lösemittel Toluol“). Die Werksfeuerwehr und die Berufsfeuerwehr, die mit 130 Einsatzkräften ausrückten, brachten die Flammen unter Kontrolle. Das Feuer loderte aber erneut auf. Um 16.25 Uhr gab der Einsatzleiter schließlich Entwarnung. „Es wurde niemand verletzt“, sagte er. „Zumindest nach jetzigem Stand.“

Shell selbst hielt sich bedeckt. In einer Pressekonferenz, die nur wenige Minuten dauerte, wollte ein Sprecher keine näheren Angaben dazu machen, ob Arbeiter in der Nähe des Tanks waren oder was die Ursache für die Explosion war. „Die Raffinerieleitung bedauert den Vorfall zutiefst“, teilte der Konzern mit. Die Untersuchungen zur Ursache seien jedoch noch nicht abgeschlossen.
Der Konzern hatte nach der Explosion einen Sirenenalarm ausgelöst und alle Anwohner gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Viele waren verunsichert. „Ich habe den Rauch schon längst gesehen, als die Sirene los schrillte“, sagte eine Frau. Zunächst war nicht klar, ob von der düsteren Wolke Gefahr ausgeht. Die Feuerwehr war mit mehreren Messfahrzeugen in Godorf, später auch in der weiteren Umgebung, unterwegs.

Um 17.15 Uhr schrillten erneut die Sirenen – diesmal zur Entwarnung. „Die Häuser können wieder verlassen werden“, hieß es seitens der Stadt. Nach ersten Messungen gebe es keinen Hinweis auf freigesetzte Gefahrstoffe. Allerdings sollten diejenigen, die einen benzinähnlichen Geruch wahrnehmen würden, „intensive körperliche Tätigkeiten im Freien einstellen“. Die Schüler dreier Schulen waren ebenfalls gebeten worden, während der Löscharbeiten die Gebäude nicht zu verlassen. Einige Firmen in der Umgebung stellten den Betrieb sicherheitshalber ein. Rund um das Raffinerie-Gelände kam es zum Verkehrschaos. Alle größeren Straßen waren während des Einsatzes gesperrt.

Am Haupteingang des Konzerns zeigt ein gelbes Schild die unfallfreien Tage an: 56 waren es gestern. Erst am 5. November 2013 haben zwei Arbeiter bei einer Verpuffung auf dem Betriebsgelände schwerste Brandverletzungen erlitten. Ende 2011 sickerten 846 Tonnen Kerosin wegen eines Lochs in einer Pipeline in den Boden. Im Mai 2011 regneten säurehaltige Partikel nieder – die Folge waren Lackschäden an 500 Autos. Im Jahr 2000 zerstörte ein Großbrand einen Teil der Raffinerie und verursachte einen Millionenschaden. „Die seit Jahren andauernde Pannenserie hat heute einen neuen Höhepunkt erreicht“, sagte der BUND-Experte Paul Kröfges und fordert Konsequenzen.