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Klimawandel Klimawandel: Hammerhaie und Kugelfische erobern das Mittelmeer

Von Carola Frentzen 03.08.2006, 12:41
Sonnenschein und Mittelmeer - welch eine Idylle. Doch schon bald könnte es für Urlauber und Einheimische gefährlich werden, denn Hammerhaie, Kugelfische und andere «Unterwassermonster» sind im Anmarsch. (Foto: dpa)
Sonnenschein und Mittelmeer - welch eine Idylle. Doch schon bald könnte es für Urlauber und Einheimische gefährlich werden, denn Hammerhaie, Kugelfische und andere «Unterwassermonster» sind im Anmarsch. (Foto: dpa) Fomento del Turismo de Mallorca

Rom/dpa. - Taucher vor Sizilien oder im Golf von Ligurien reibensich mittlerweile die Augen: Wo früher lediglich Schwärme vonDoraden, Sardinen und Tunfischen das Meer bevölkerten, bahnen sichjetzt auch «Unterwassermonster» wie Hammerhaie, schwarze Marline undKugelfische ihren Weg durch die Tiefen. «Wir wissen schon seit rundzehn Jahren von diesem Phänomen», sagt Franco Andaloro vomitalienischen Meeresforschungsinstitut ICRAM. «Grund für dieAusbreitung der Exoten in den heimischen Gewässern sind diesteigenden Wassertemperaturen des Mittelmeeres, die auch für dieGiftalgen vor den Küsten verantwortlich sind», erklärt er.

Die meisten dieser «fremden» Fische seien wahrscheinlich in denWasserballastbehältern von Schiffen aus dem Pazifik und der Karibiknach Italien gelangt, «und hier haben sie dann einen perfektenLebensraum vorgefunden», sagte ICRAM-Geologe Sergio Silenzi der dpa.Jedoch trage nicht nur die Klimaveränderung die Verantwortung für diesprunghafte Vermehrung der tropischen Neuankömmlinge: «Wirüberfischen unsere Meere und schwächen damit heimische Arten. Diesbegünstigt natürlich die Verbreitung von eingewanderten Spezies»,betonen die Experten.

Ob Schweinedrückerfische aus der Karibik, schwarz-gelb gestreifteRiffbarsche aus dem Indopazifik, Große Barracudas aus dem Roten Meer,tropische Riesenkrebse oder Zackenbarsche aus der Andamanensee:Unterwasserfreunden im Golf von Messina, bei Triest oder Neapel kommtes manchmal so vor, als seien sie in ein tropisches Aquarium geworfenworden.

Selbst Steven Spielbergs Kultstreifen «Der Weiße Hai» mag manchemins Gedächtnis kommen: Erst vor wenigen Wochen haben Biologen vor denPelagischen Inseln im Süden Italiens ein Jungtier der Art Carcharodoncarcharias gesichtet. Bei einer Kontrollfahrt entdeckten die Forscherein 1,50 Meter langes Exemplar. Zuvor war nur ein einziges Mal ein WeißerHai im Mittelmeer gesichtet worden - und zwar in der Nähe der InselPantelleria. Wahrscheinlich gebe es im Umkreis der Pelagischen InselnLampedusa, Linosa und Lampione ein Gebiet, in dem sich dieberüchtigten Tiere vermehren könnten, hieß es. Auch Tiger- undHammerhaie wurden bereits in Italien gefangen.

Die Ausbreitung der Exoten sei nicht unbedingt ein negativesPhänomen, meint Silenzi unterdessen. «Auf lange Sicht besteht jedochdie Gefahr, dass viele unserer Arten aus dem Mittelmeer verdrängtwerden.» Die tropischen Fische seien einfach widerstandsfähiger: «EinArtenschwund könnte die Folge sein», erklärt Silenzi. Und nachMeinung der meisten Wissenschaftler ist ein Ende der klimatischenVeränderung nicht abzusehen: Wenn die Meerestemperaturen zwischenGenua und Palermo weiter steigen, könnte das für Doraden und Sardinenirgendwann das Ende bedeuten.