Klappt das wirklich? Klappt das wirklich?: Männer und Frauen gehen dem Mythos "Schön trinken" auf die Spur

Inwiefern beeinflusst Alkohol unser Attraktiviätsempfinden? Dieser Frage hat sich ein Reporterteam mit jeweils zwei Männern und Frauen in einem Selbstversuch gestellt.
Über 100 Porträtfotos wurden ihnen vom jeweils anderen Geschlecht vorgelegt, deren Attraktivität sie in verschiedenen Etappen mit Schulnoten bewerten sollten. In jeder Etappe waren sie etwas stärker alkoholisiert.
Hier stellte sich grundsätzlich die Frage, was ein schönes Gesicht ausmacht. Für diese Einschätzung sind bei Mann und Frau verschiedene markante Punkte relevant, zum Beispiel die Augen, die Nase und ein klares Hautbild. Entscheidend sei jedoch die Symmetrie des Gesichts, also inwiefern diese Punkte miteinander harmonieren.
Nehmen wir diese Symmetrie unter Alkohol anders wahr? Wenn wir einen Menschen anschauen, entscheiden wir in Millisekunden, ob wir denjenigen attraktiv finden oder nicht. Das ist unter Alkoholeinfluss nicht anders.
Was sich durch den Konsum von Alkohol ändert, sind allerdings die Hemmungen, mit denen wir diese Informationen verarbeiten. Alkohol nimmt uns die Hemmungen und schwächt die entsprechenden Areale im Hirn.
„Dadurch kommt das Gefühl, das sowieso schon vorhanden ist, deutlicher und stärker hervor“, sagt Psychologe Michael Kopper. Das heißt: Wenn wir jemanden nüchtern attraktiv finden, tun wir dies unter Alkohol umso stärker. Dasselbe gilt allerdings auch im umgekehrten Fall: Empfinden wir den Gegenüber nicht als attraktiv, verstärkt sich dieses Gefühl nochmals, wenn wir Alkohol getrunken haben.
Der Alkohol führt also zwangsläufig durch seine hemmende Wirkung zu einer schnelleren und extremeren Beurteilung. Der Mythos, sich unattraktive Menschen schön zu trinken, hat sich zumindest in dem durchgeführten Selbstversuch nicht bestätigt. (mz)