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Katastrophen 2006 Katastrophen 2006: Erdbeben, Flugzeugunglücke und Halleneinstürze

Von Iris Auding 07.12.2006, 09:43
Rettungskräfte arbeiten in Bad Reichenhall an der eingestürzten Eissporthalle. Der Einsturz von Hallendächern im letzten Winter hat bei vielen Deutschen Spuren hinterlassen (Archivfoto vom 03. Januar 2006). (Foto: dpa)
Rettungskräfte arbeiten in Bad Reichenhall an der eingestürzten Eissporthalle. Der Einsturz von Hallendächern im letzten Winter hat bei vielen Deutschen Spuren hinterlassen (Archivfoto vom 03. Januar 2006). (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Ein mächtiger Stoß der Stärke 6,2lässt am 27. Mai die Insel Java erbeben, am schwersten trifft es dasTouristenziel Yogyakarta und Umgebung: Rund 5800 Menschen sterben,zehntausende werden verletzt und Hunderttausende obdachlos. DasErdbeben in dem Inselstaat war - gemessen an der Zahl der Opfer - eine der verheerendsten Naturkatastrophen 2006.

Die zivile Luftfahrterlebte in Russland ein schwarzes Jahr: Bei drei Flugzeugabstürzensterben im Sommer mehr als 400 Menschen.

In Deutschland machen derEinsturz einer Eissporthalle in Bad Reichenhall und das Transrapid-Unglück im Emsland Schlagzeilen.Das Dach der Eishalle in dem bayerischen Kurort stürzt am 2.Januar nach tagelangen Schneefällen ein, die meist jugendlichenBesucher werden verschüttet. 15 Menschen sterben, 34 werden verletzt.Ein Gutachten ergibt, dass bauliche Mängel zu dem Unglück führten.Der Einsturz löst eine Debatte über die Sicherheit öffentlicherGebäude in Deutschland aus.Im September erschüttert die deutsche Bevölkerung das Unglück auf derTransrapid-Teststrecke im Emsland: Die Tragödie fordert 23 Tote und10 Verletzte, nachdem ein Transrapid mit Tempo 160 auf einenstehenden Werkstattwagen geprallt ist. Nach Aussagen vonStaatsanwaltschaft und Polizei haben sowohl die Mitarbeiter imLeitstand als auch der verantwortliche Zugführer Fehler gemacht.Technisches Versagen scheide aus. Der Leitstand habe den Zug am 22.September fatalerweise für eine manuelle Fahrt freigegeben, obwohl ervon dem Servicewagen auf der Strecke wusste. Auf der politischenBühne setzt eine Diskussion über die Sicherheit des Teststrecke ein.Nach Meinung von Kritikern hätten die Testfahrten, auf denen auchzahlende Touristen zugelassen waren, technisch besser abgesichertsein müssen.

Wenige Wochen nach Bad Reichenhall bricht am 28. Januar imsüdpolnischen Kattowitz während einer Taubenausstellung eineMessehalle zusammen - 65 Menschen sterben. Experten machenKonstruktionsfehler, Baumängel und Schnee auf dem Dachverantwortlich.

Ende Februar stürzt in Moskau eine Markthalle ein, 66Menschen sterben. Zuerst vermuten die Behörden eine übergroßeSchneelast als Ursache, dann richtet sich ihr Augenmerk auftechnische Mängel.

2006 wird zum Unglücksjahr für die Luftfahrt in Russland: Dortsterben innerhalb weniger Monate mehr als 400 Flugzeug-Insassen.Am 3. Mai rast ein Airbus A-320 der armenischen Gesellschaft Armavianach einem abgebrochenen Landeanflug auf den russischen BadeortSotschi mit 113 Menschen ins Schwarze Meer. Am 9. Juli rutscht einAirbus A-310 der russischen Airline Sibir in Irkutsk von derLandebahn ab und geht in Flammen auf, 124 der mehr als 200 Menschenan Bord sterben.Am 22. August stürzt eine Tupolew-154 der Fluglinie Pulkovo ausSt. Petersburg im Gewitter über der Ostukraine ab: 170 Tote. «DieSicherheit des Fliegens in Russland entspricht absolut nichtinternationalen Maßstäben,»sagte der Parlamentsabgeordnete undSicherheitsexperte Gennadi Gudkow.

In Asien fegen die Taifune «Saomai», «Chanchu» und «Bilis» überVietnam, China und die Philippinen hinweg und hinterlassen eine Spurder Verwüstung und viele Tote. Millionen Menschen flüchten vor denWirbelstürmen.

Relativ glimpflich verläuft dagegen die Hurrikan-Saison in denUSA. Die Schäden betragen nach Angaben der Behörden rund 100Millionen Dollar (76 Millionen Euro). Nur drei der neun Namensstürme,aus denen sich später fünf Hurrikans entwickeln, erreichen in diesemJahr überhaupt Land.Obwohl die diesjährige Hurrikan-Saison praktisch ausgefallen ist,geben die Klimaforscher keine Entwarnung für 2007. Sie sagen noch fürein bis zwei Jahrzehnte sehr aktive Zeiten über dem Atlantik voraus.Damit rechnet auch Peter Höppe, Leiter der GeoRisiko-Forschung derMünchener Rück: «Wir gehen für die Zukunft weiterhin von einersteigenden Zahl von wetterbedingten Naturkatastrophen in vielenRegionen der Erde aus, auch Deutschland dürfte davon durchHitzewellen, Hochwasserereignisse und stärkere Winterstürme betroffenwerden.»

Mitte Juli steht Indonesien erneut in den Schlagzeilen: EinTsunami reißt an der Südwestküste der Insel Java schätzungsweise 600Menschen in den Tod. Die Flutwellen waren von einem starken Erdbebenausgelöst worden. Mit brachialer Gewalt schlägt der Tsunami auf einen200 Kilometer langen Küstenstreifen auf: 74 000 Menschen werdenobdachlos. «Auch nach großen Katastrophen gibt es nur ein kleinesZeitfenster von etwa ein bis zwei Jahren, um etwas an der Vorsorge zuverändern», sagt der Soziologe Willi Streitz von derKatastrophenforschungsstelle an der Universität Kiel. «EinNatureignis wird häufig erst infolge des menschlichen Handelns zurKatastrophe, wenn etwa in Überflutungsgebieten gebaut wird.»

In Indonesien wird ein Frühwarnsystem für Tsunamis installiert.Auf der Ferieninsel Bali sollen am 26. Dezember - dem zweitenJahrestag des Tsunamis von 2004 - in Deutschland entwickelte Senderin Betrieb genommen werden, die Flutwarnungen direkt an lokaleRadiosender weiterleiten und Sendungen automatisch unterbrechen.Vor zwei Jahren hatte die Katastrophe in Asien mehr als 230 000Menschen das Leben gekostet.

Überlebende des Tsunami stehen in den Trümmern ihrer Häuser in der Ortschaft Pangandaran im Westen von Java. (Foto: dpa)
Überlebende des Tsunami stehen in den Trümmern ihrer Häuser in der Ortschaft Pangandaran im Westen von Java. (Foto: dpa)
EPA