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Karneval Karneval: Wenn der Eddi mit der Angie ...

Von Georg Ismar 01.02.2007, 08:41
Edmund Stoiber und Angela Merkel sind die Karnevalsverkleidungen im Kölner Geschäft Karnevalswierts nachempfunden (Foto vom 29.01.2007). (Foto: dpa)
Edmund Stoiber und Angela Merkel sind die Karnevalsverkleidungen im Kölner Geschäft Karnevalswierts nachempfunden (Foto vom 29.01.2007). (Foto: dpa) dpa

Köln/Mainz/dpa. - Mit den Piraten kann der scheidendebayerische Ministerpräsident allerdings nicht mithalten. DieFreibeuter der Meere sind in diesem Jahr in den Hochburgen Köln,Düsseldorf und Mainz besonders gefragt als Kostüme. Der Erfolg desFilms «Fluch der Karibik» scheint in den Karneval hineingeschwapptzu sein.

Dicht dahinter folgen Verkleidungen mit hohem Sex-Appeal: Knappgehaltene, blütenweiße Krankenschwester-Kleidchen mit rotem Kreuzauf der Brust sollen die Herren in Wallung bringen. Als Zugabe gibtes noch eine große Plastikspritze, die im Notfall mit Bier gefülltwerden kann. Auch Kostüme mit Flirt-Faktor sind gefragt. In Mainzgibt es das Herzensbrecher-Kostüm mit Eselskopf zu kaufen, das eineTasche für Liebesbriefe hat. Und bei einem Blumenkostüm können dieeinzelnen Blütenblätter abgenommen werden - sie tragen dieAufschrift: «liebt mich» und «liebt mich nicht».

Im Karnevalswierts in Köln ist es schon morgens rappelvoll. Vordem Eingang genehmigen sich einige Damen noch ein Schnäpschen, umsich Mut für die Anprobe gewagter Kostüme anzutrinken. Bis zu 15 000Kunden stöbern hier täglich kurz vor Karneval und haben die Wahlzwischen 50 000 Kostümen. Gleich an zehn Kassen können dieKostümjäger ihre Ware bezahlen. Männer halten sich vor dem Spiegelriesige Plastikbrüste vor die Brust, während sich zwei FrauenTeufelshörnchen aufsetzen. Aus den Lautsprecherboxen dröhnt dieKarnevalshymne «Die Karawane zieht weiter...».

Die Jugend setzt hier mehrheitlich auf Kostüme, die alleJeckenblicke auf sich ziehen werden. Wie Sarah Kuhn, die alsSchmetterling geht mit nur knapp bedeckten Gliedmaßen. In der Handhält sie einen rosafarbenen Schmetterlingsflügel, «dazu ziehe icheinen knappen Tutu-Rock an, wie ihn die Ballerinas tragen», sagt diezierliche 22-Jährige. Ihre beiden Freundinnen mögen es lieber etwasdezenter. Sie gehen als Piraten - mit langer Hose.

«Gerade bei den 20- bis 30-Jährigen ist der Karneval heute eineMischung aus Party, Ballermann und Love Parade, da geht es sehrschrill und sexy zu», erklärt Schröder. Bei ihnen sind Jimi-Hendrix-Perücken mit krausem Haar, das zu Berge steht, Pelzmäntel, Brillenmit Love & Peace-Symbolen, goldene Hemden und Silber-Hosen mitSchlag gefragt, sie lassen die Hippies wieder auferstehen. Die 30-bis 40-Jährigen mögen es etwas dezenter, hier sind Rokoko-Kostümeder Favorit. Oder Plüsch-Kostüme, die Erdbeeren oder Kohlrabidarstellen, wie es im Düsseldorfer Kaufhof der Fall ist.

Reger Betrieb herrscht auch in der Extra-Fastnachts-Abteilung vonKaufhof in der anderen Karnevalshochburg, in Mainz. Mit Kostümenüber dem Arm verschwinden große und kleine Kunden in denUmkleidekabinen, um als Burgfräulein, «Al Capone» oder Clown wiederherauszukommen. Ob Köln, Düsseldorf oder Mainz: Die entscheidendeFrage bei der Kostümwahl bleibt, ob das Outfit für den Kneipen- oderfür den Straßenkarneval sein soll. Während viele Männer in diesemJahr für die Straße etwas Praktisches wie ein Ganzkörper-Löwenkostümwählen oder zum berühmten Braunbär Bruno mutieren, sind sie in derKneipe damit schlecht beraten. Wenn das Bier treibt, müsste bei WC-Gängen erst das ganze Fell abgestreift werden.

Aber auch Überraschendes zeichnet sich ab: Hape KerkelingsLokalreporter-Persiflage Horst Schlämmer ist ein Renner: Die grauenFöhnfrisur-Perücken sind an einigen Orten bereits ausverkauft. Dazugibt es den Schlämmer-Schnauzer zum Ankleben. Und die verfaultenSchlämmer-Zähne können mit einer Wachsmasse über die echten Zähnegepappt werden. Hinderlich könnte dies allerdings beiEroberungstouren und innigen Küssen werden.

Trotz aller Vielfalt, gibt es bei den Kostümen auch Tabus:Hitler-Kostüme, wie sie Prinz William in England schon mal trug,kommen auch nach der Hitler-Komödie «Mein Führer» nicht in denVerkauf. Ebenso sind Osama Bin Laden-Verkleidungen bei denGroßhändlern nicht im Angebot. «Es gibt klare Grenzen», heißt es imKarnevalswierts.