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Bürgerentscheid Juist entscheidet über motorisierte Flugplatz-Anbindung

Per Pferdekutsche oder Bimmelbahn? Auf der autofreien Insel Juist wird seit Monaten diskutiert, wie der auswärts gelegene Flugplatz ans Dorf angebunden werden soll. Nun steht eine Abstimmung an.

Von dpa 01.08.2025, 05:00
Pferdefuhrwerke prägen bislang das Bild auf der autofreien Nordseeinsel Juist. (Archivbild)
Pferdefuhrwerke prägen bislang das Bild auf der autofreien Nordseeinsel Juist. (Archivbild) Carmen Jaspersen/dpa

Juist - Bleiben traditionelle Pferdefuhrwerke und Fahrräder die ersten Verkehrsmittel der Wahl auf Juist oder könnte es künftig einen motorisierten Verkehr auf der bislang autofreien ostfriesischen Insel geben? Die Insulaner sind an diesem Sonntag bei einem Bürgerentscheid aufgerufen, über diese richtungsweisende Entscheidung abzustimmen. Insgesamt dürfen 1.245 Juister ihre Stimme abgegeben, teilte Bürgermeister Tjark Goerges auf Anfrage mit.

Richtungsweisend ist die Abstimmung deshalb, da sich so auch entscheiden wird, wie der vier Kilometer auswärts gelegene Flugplatz künftig mit dem Inseldorf verbunden werden soll. Seitdem im Herbst das Fuhrunternehmen HUF angekündigt hatte, Kutschfahrten einzustellen, da der Flugplatz an Bedeutung verliere, wird auf der Ferieninsel über die Anbindung diskutiert. 

Was der Gemeinderat entschied

Im April hatte eine Mehrheit der Mitglieder im Gemeinderat für die Anschaffung einer schienenlosen Wegebahn - auch Bimmelbahn genannt - gestimmt. Der Beschluss des Gemeinderats sah vor, dass die Gemeinde die Bahn für bis zu 150.000 Euro anschafft und dann an einen Betreiber für einen Testbetrieb von höchstens drei Jahren verpachtet. Zunächst soll eine dieselbetriebene Bahn eingesetzt werden, bis eine Bahn mit E-Antrieb verfügbar ist. Sollte so ein Fahrzeug auf Juist künftig fahren, gilt die Insel aber nicht mehr als autofrei. 

Dagegen formiert sich in der Inselbevölkerung Protest. „Juist ist autofrei und soll es auch bleiben“, heißt es von den Initiatoren des Bürgerentscheids. Sie verweisen auf das 2018 erarbeitete Lebensraumkonzept der Insel, in dem die Autofreiheit als wichtiges Gebot und als Markenzeichen der Pferdeinsel festgeschrieben sei. Ihre Sorge ist zudem: Sollte eine motorisierte Bimmelbahn erst einmal fahren, könnten weitere motorisierte Fahrzeuge folgen, etwa bei der Müllabfuhr, die bislang auch noch mit dem Pferdefuhrwerk abgewickelt wird. 

Was nach dem Bürgerentscheid folgt

Juist ist neben Baltrum eine der Ostfriesischen Inseln, wo bislang Pferdekutschen das Inselleben prägen. Neben Fahrrädern und Handkarren fahren dort sonst nur Rettungsfahrzeuge und Fahrzeuge für den Inselschutz.

Die Frage des Bürgerentscheids lautet nun: „Sind Sie dafür, dass auf Juist weiterhin keinem Antrag auf KFZ-betriebenen Personentransport (einschließlich Wegebahn und Elektrofahrzeug) zugestimmt werden soll?“ Angenommen ist der Antrag, wenn eine Mehrheit mit „Ja“ stimmt und diese Mehrheit mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten ausmacht. Das Ergebnis entspreche einem Ratsbeschluss und sei zwei Jahre gültig, sagte Inselbürgermeister Goerges. 

Sollte das Begehren angenommen werden, bliebe vorerst weiter offen, wie eine Flugplatz-Anbindung aussehen könnte. Momentan kann der Flugplatz vom Dorf aus mit Leihfahrrädern und einer Fahrrad-Rikscha mit Platz für vier Passagiere erreicht werden. Bürgermeister Goerges sagte, man werde nach dem Entscheid mit allen Beteiligten „die Lage sondieren und mögliche Lösungen abstimmen“.