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Japan Japan: Todesstrafe für Gründer der Giftgassekte Aum besiegelt

15.09.2006, 11:38
Sektenführer Shoko Asahara (Archivfoto: dpa)
Sektenführer Shoko Asahara (Archivfoto: dpa) JIJI PRESS

Tokio/dpa. - Der oberste Gerichtshof wies einen Einspruch der Verteidigeram Freitag zurück und erklärte die zuvor verhängte Todesstrafe damitfür rechtskräftig. Asahara (51) war für schuldig befunden worden,Drahtzieher mehrerer von seinen Jüngern begangener Morde undMordversuche mit insgesamt 27 Todesopfern gewesen zu sein. Dazu zähltder Saringas-Anschlag auf die U-Bahn in Tokio, bei dem am 20. März1995 zwölf Menschen ums Leben gekommen und Tausende verletzt wordenwaren.

Die Anwälte des halb blinden Asaharas, der mit bürgerlichem NamenChizuo Matsumoto heißt, hatten eine Einstellung des Verfahrens mitder Begründung gefordert, ihr Mandant sei in keiner normalen mentalenVerfassung. Die Anwälte hatten eine Frist zur Abgabe einerschriftlichen Begründung für einen Berufungsantrag mit der Begründungverstreichen lassen, sie seien nicht in der Lage, mit ihrem Mandantenzu kommunizieren. Als letzte Instanz riefen sie das Oberste Gerichtan. Nach der Besiegelung der Todesstrafe zeigte das japanischeFernsehen am Freitag noch einmal die erschütterenden Szenen vom Tagdes Anschlages auf die Tokioter U-Bahn vor elf Jahren.

Mitglieder der Endzeitsekte Aum Shinrikyo hatten an jenem Morgendes 20. März 1995 unter dem Regierungsviertel Kasumigaseki inmehreren Zügen Plastiktüten voll mit Sarin aufgestochen und dastödliche Nervengas freigesetzt. Zwölf Menschen starben, mehr als 5500wurden verletzt. Mit dem Attentat wollte die Sekte eine geplanteRazzia der Polizei gegen ihr Hauptquartier am Fuße des heiligenBerges Fuji verhindern. Noch heute leiden viele der Opfer desAnschlages unter den psychischen, physischen und finanziellen Folgen.Auch Jahre nach dem Anschlag warfen Betroffene der Regierung vor, dieOpfer praktisch im Stich gelassen zu haben.

Obgleich sich die inzwischen in Aleph umbenannte Sekte von Gewaltlosgesagt und sich wiederholt bei den Opfern und den Angehörigenentschuldigt hat, stehen ihre etwa 1600 Jünger weiterhin unterscharfer staatlicher Überwachung. Auf ihrem Höhepunkt hatte die Aum-Sekte mehr als 10 000 Mitglieder gezählt. Nach Einschätzung derjapanischen Sicherheitsbehörden übt Asahara weiter Einfluss auf dieSekte aus. Mit ihm wurde der letzte von 189 Angeklagten verurteilt,davon zwölf zum Tod. Keines der Todesurteile wurde bishervollstreckt.