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Japan Japan: Erneut bricht Feuer im AKW Fukushima aus

15.03.2011, 06:12
Die Suche nach Vermissten geht weiter. (FOTO: DPA)
Die Suche nach Vermissten geht weiter. (FOTO: DPA) IFRC

Tokio/afp/dpa. - EinReporter im Krisenzentrum in Fukushima berichtete, dass Flammenbeobachtet worden seien. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, derBrand sei gegen 5.45 Uhr Ortszeit ausgebrochen. Über Verletzte wurdezunächst nichts bekannt.

Der brennende Reaktor sei nicht zu betreten, berichtete derSender. Weiter hieß es, dass um 6.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhrdeutscher Zeit) 60 Kilometer entfernt von dem Krisen-AKW eineradioaktive Strahlung gemessen worden sei, die 500 Mal über dennormalen Werten liege. Ob diese Gefahr in direktem Zusammenhang mitdem neuen Feuer steht, war zunächst nicht bekannt. «Diese Dosis wirdnicht unmittelbar der menschlichen Gesundheit schaden», sagte derReporter unter Berufung auf die Behörden.

Im AKW Fukushima kämpfen die letzten 50 Arbeiter um denhavarierten Reaktor 4 - dort lagern abgebrannte Brennstäbe, die ohneKühlung aber ähnlich gefährlich werden können wie aktive. Zuletztplante der Betreiber, aus Hubschraubern Wasser abzuwerfen, um dieBrennstäbe zu kühlen.

Die zunehmend unkontrollierbare Lage im japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 hält die Welt weiter in Atem.In zwei Reaktoren der Anlage ereigneten sich am Dienstag weitere Explosionen, Schäden an einem der Reaktorkerne schloss die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Abend nicht mehr aus. Die Regierung in Tokio gab zu, dass die entwichene Radioaktivität der Gesundheit schaden könne.

Am Dienstagmorgen Ortszeit ereignete sich in Reaktor 2 eine «große Explosion», wie der Akw-Betreiber Tepco mitteilte. IAEA-Chef Yukiya Amano sagte am Abend in Wien, durch die Explosion bestehe die «Möglichkeit von Schäden am Reaktorkern». Die Vorfälle in Fukushima seien «sehr beunruhigend», aber anders als beim GAU in Tschernobyl, fügte der Japaner hinzu. Auch im Reaktor 4 ereignete sich am Dienstag eine Explosion, die ein Feuer auslöste, das später gelöscht werden konnte.

Damit bestanden bei vier der sechs Reaktoren in Fukushima 1 massive Probleme. Die Strahlungswerte rund um das Kraftwerk stiegen zwischenzeitlich auf fast 8000 Millisievert, wie die Nachrichtenagentur Jiji unter Berufung auf Tepco-Vertreter berichtete. Schwere Fälle von Strahlenkrankheit, bei denen Menschen Haare verlieren und bereits nach Tagen sterben können, treten nach Expertenangaben ab Kurzzeitdosen von etwa 2000 Millisievert auf.

Regierungssprecher Yukio Edano erklärte, radioaktive Substanzen seien in die Atmosphäre gelangt. Anders als bisher gebe es keinen Zweifel, dass das Niveau die Gesundheit beeinträchtigen könne. Die Regierung forderte alle noch verbliebenen Menschen im Umkreis von bis zu 30 Kilometern der Anlage auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Je nach Windrichtung könnte die Strahlung auch eine Katastrophe für den Großraum Tokio mit 35 Millionen Menschen bedeuten. Zwar drehte der Wind am Dienstag nach UN-Angaben in Richtung Meer, dennoch wurden in der 250 Kilometer von Fukushima 1 entfernten Hauptstadt laut Stadtverwaltung leicht erhöhte Strahlenwerte festgestellt. Zahlreiche Menschen verließen Tokio.

Seit der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vom Freitag kämpfen die Techniker mit allen Mitteln darum, nach dem Ausfall der Kühlsysteme eine Kernschmelze in den Reaktoren von Fukushima 1 zu verhindern. Von den 800 Angestellten dort hat Tepco wegen der Strahlungsgefahr bis auf 50 alle abgezogen. Ein Tepco-Sprecher sagte, er sehe nun keine andere Möglichkeit mehr, als die Reaktoren von außen etwa mithilfe von Löschhubschraubern zu kühlen.

Nach Einschätzung der französischen Atomsicherheitsbehörde ASN hat der Atomunfall die Stufe 6 und damit die zweithöchste Stufe der siebenstufigen Internationalen Bewertungsskala (INES) erreicht. Der Unfall wäre dann nach der Tschernobylkatastrophe der Stufe 7 der zweitschlimmste der Geschichte. Japan hatte bislang von Stufe 4 gesprochen.

Die offizielle Opferzahl durch das Erdbeben und den Tsunami stieg nach Polizeiangaben inzwischen auf 3373. Tausende Menschen gelten noch als vermisst, viele werden unter Trümmermassen vermutet. Obwohl die Chancen schwanden, vier Tage nach dem Beben der Stärke 9,0 und dem folgenden Tsunami noch Überlebende zu finden, konnten am Dienstag zwei Menschen lebend geborgen werden - eine 70-jährige Frau und ein etwa 20-jähriger Mann.

Der Reaktor 3 des Atomkraftwerkes Fukushima vor der Katastrophe.
Der Reaktor 3 des Atomkraftwerkes Fukushima vor der Katastrophe.
Panasia