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Jagd auf «Pferderipper» Jagd auf «Pferderipper»: Anonyme Tierfreunde loben Belohnung aus

Von Jan Wätzold 05.02.2004, 17:50
Eine Lanze und die dazu gehörende Spitze, die der so genannte «Pferderipper» bei seinen Taten benutzt. Der Unbekannte kommt für rund 100 Pferdemorde in Frage. (Foto: dpa)
Eine Lanze und die dazu gehörende Spitze, die der so genannte «Pferderipper» bei seinen Taten benutzt. Der Unbekannte kommt für rund 100 Pferdemorde in Frage. (Foto: dpa) Landeskriminalamt (LKA)

Hannover/Halle/MZ. - Für Karsten Follert ist es "eine der spektakulärsten und frustrierendsten Tötungsserien" seiner Laufbahn als Polizeibeamter. Spektakulär, weil es bereits mehr als 100 Opfer gibt. Frustrierend, weil der Täter seit elf Jahren nicht gefasst werden kann. Die Blutspur des Unbekannten zieht sich mittlerweile über Weiden, Reithallen und Ställe in sechs Bundesländern, 15 Tiere starben bis heute allein in Sachsen-Anhalt. Um dem "Pferderipper" endlich doch das Handwerk zu legen, wollen es Follert, Dezernatsleiter im niedersächsischen Landeskriminalamt (LKA), und seine Kollegen von der Ermittlungsgruppe "Pferd" (EG) "noch einmal richtig wissen."

Seit am Morgen des 13. Oktober vergangenen Jahres bei Peine (Niedersachsen) erneut fünf getötete Pferde auf einer Wiese lagen, haben sich die Beamten um EG-Chef Andreas Menzler wieder in die alten Akten verbissen und akribisch Z-TITEL: "Wir wissen so viel über den Täter, dass er uns jeden Tag ins Netz gehen kann." Andreas Menzler Kriminalpolizist

alle alten Beweise und Spuren durchsiebt. Ohne Erfolg. Auch der Hinweis, in der Nähe des Tatortes sei ein Auto mit Ascherslebener Kennzeichen gesehen worden, erwies sich nicht als hilfreich. Als die Ermittler mit ihrem Kripo-Latein am Ende waren, ruhten alle Hoffnungen auf dem ZDF-Magazin "Aktenzeichen XY". Der Fall blieb trotz hunderter Anrufe ungelöst.

Und doch: "Wir wissen so viel über den Täter, dass er uns jeden Tag ins Netz gehen kann", so Menzler. Zumal anonyme Pferdefreunde mittlerweile 125000 Euro für den entscheidenden Hinweis ausgelobt hätten. Tatsächlich ist das Raster des Pferdemörders so speziell, dass es Personen im Umfeld des Täters sofort auffallen müsste: Eventuell Jäger oder Fleischer, handwerklich versiert, Zugriff auf Werkzeugmaschinen, berufstätig, Autofahrer, Pferdekenner und Pferdehasser.

Letzteres mag schlüssig klingen bei 49 Bluttaten mit jeweils zwischen ein und neun toten Tieren. Doch die Akribie, mit der Mann seine Waffen vorbereitet und die Art, die Pferde aufzuschlitzen und teilweise an den Geschlechtsteilen zu verstümmeln, könnte auch auf einen sexuellen Hintergrund deuten. "Da aber gibt es keine wissenschaftlichen Erfahrungen", sagt LKA-Fallanalytiker Olaf Hieber. So müsse der irre Sextäter ebenso Spekulation bleiben wie der von Einigen hinter der Serie vermutete ehemalige DDR-Grenzer.

Hinweise an die Ermittler unter Rufnummer 0511/ 262620.