Italien Italien: Mutter versteckt 30 Jahre lang ihre behinderte Tochter
Rom/dpa. - «Wir meinten zuerst, wir könnten unseren Augen nicht trauen»», sagten die Polizisten bei der grausigen Entdeckung. Die Mutter habe zur Begründung gesagt, sie habe sich wegen der Behinderung ihres Kindes geschämt. Die Tochter wurdein ein Heim gebracht.
Ganz Italien ist entsetzt, Zeitungen berichteten in großerAufmachung über den Fall. «Eine Geschichte des Grauens», schrieb dasrömische Blatt «La Repubblica». Zärtlich nennen die Medien das Opfer«Giuseppina», Josephina. Was besonders schockiert: Ganz offenbar wardie Gefangenschaft im sechsten Stockwerk eines Mietshauses in derAdriastadt für Nachbarn und Verwandte kein Geheimnis. «Viele wusstendavon, doch sie schwiegen», kritisierte das Blatt. Erst kürzlich habees eine Anzeige gegeben.
«Wir konnten erst gar nicht glauben, dass die Vorwürfe wahr sind»,kommentierte ein Polizist nach der Befreiung der Behinderten. Als diePolizei «Giuseppina» entdeckte, habe sie auf der Toilettenschüsselgesessen und aus Furcht vor Schlägen die Arme über dem Kopf erhoben.Sie sei ganz in Schwarz gekleidet gewesen, in ihren Augen hätten diePolizisten die nackte Angst erblickt.
«Giuseppina» sei seit der Geburt geistig schwer behindert undzudem so gut wie blind. Die kollerische und aggressive Mutter habeihre Tochter regelmäßig mit einem Stock verprügelt, hieß es weiter.Das Badezimmer sei lediglich drei Meter lang und zwei Meter breitgewesen, elektrisches Licht gab es nicht - ein Albtraum. Erstaunlichsei auch, dass die Wohnung ansonsten keinen verwahrlosten Eindruckgemacht habe. «Die Wohnung sei gut in Schuss und sauber gewesen»,heißt es. Doch selbst der Hund habe es bessert gehabt als dieBehinderte.
Die Odyssee der Behinderten begann den Angaben zufolge bald nachder Geburt. Zunächst sei das Kind in ein Heim gekommen. Als es etwazehn Jahre alt war, habe sie eine Tante aufgenommen. Als diese starb,sei «Giuseppina» zur Mutter gekommen. Die 30-jährige Gefangenschaftbegann. Erst seit zwei Jahren sei das Opfer wenigstens einmal proMonat nach draußen «in die Welt» gekommen, wenn sie die Mutter aufdas Postamt begleiten musste. Dort bekam die Mutter nämlich eineInvalidenrente - für ihre Tochter.