Iran Iran: 20 000 Tote bei schwerem Erdbeben

Bam/dpa. - Nach der Erdbebenkatastrophe im Südosten Irans sind am Samstag Hilfsaktionen aus aller Welt angelaufen. In einem Wettlauf mit der Zeit suchten Helfer und Angehörige nach Verschütteten, denn bei eisiger Kälte in 1000 Metern Höhe schwanden die Überlebenschancen zusehends. Offizielle Angaben, nach denen 20 000 Menschen bei dem Beben ums Leben kamen, wurden am Samstag vorerst zurückgezogen, doch schätzten Helfer vor Ort, dass diese Zahl noch übertroffen werden könnte. Die Stadt Bam an der Seidenstraße, die 90 000 Einwohner hatte, wurde zu über 75 Prozent zerstört.
Das Innenministerium in Teheran mahnte, der Tag nach der Katastrophe sei der letzte, an dem noch Hoffnung bestehe, Überlebende zu bergen. Verzweifelt gruben Menschen in der weitgehend zerstörten Stadt Bam teilweise mit bloßen Händen zwischen Trümmern nach verschütteten Familienangehörigen. Kinder mussten mit ansehen, wie die Leichen ihrer zerschmetterten Eltern aus dem Chaos geborgen wurden.
Aus Deutschland waren am Samstag 56 Erdbeben-Spezialisten mit 15 Rettungshunden im Einsatz. Am Nachmittag meldete die amtliche iranische Nachrichtenagentur IRNA, dass 20 Verschüttete von deutschen Suchhunden aufgespürt und gerettet worden seien. Bei den deutschen Hilfsorganisationen lag dazu noch keine Bestätigung vor. Außer den deutschen waren am Samstag auch tschechische Hundeteams vor Ort.
Auf dem kleinen Flugplatz von Bam trafen aus der Provinzhauptstadt Kerman zahlreiche Flugzeuge mit Hilfsgütern aus vielen Ländern ein. Benötigt werden vor allem Zelte, Decken, Stromgeneratoren und Heizgeräte. Über 10 000 bei dem Erdbeben verletzte Menschen wurden laut IRNA mit 500 Inlandsflügen zur ärztlichen Versorgung in andere Städte wie Teheran, Shiraz, Mashad and Bandar Abbas gebracht.
In der Erdbebenregion gehörten auch Krankenhäuser zu den zerstörten Gebäuden. In Bam selbst fielen beide Kliniken dem Beben zum Opfer. Ärzteteams aus anderen Provinzen bauten mobile medizinische Zentren auf. Die Krankenhäuser in Kerman waren überfüllt. Für den Transport der Verletzten wurde auch das Militär eingesetzt. Präsident Mohammed Chatami leitete persönlich ein Krisenzentrum in Teheran. Die deutschen Hilfseinsätze werden vom Auswärtigen Amt koordiniert, das zunächst 500 000 Euro bereitstellte. Die Europäische Union stockte ihre Soforthilfe noch am Samstag von 800 000 auf 2,3 Millionen Euro auf.
Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) brachte auf Bitten der iranischen Regierung unter anderem 20 000 Zelte, 200 000 Decken, 30 Stromgeneratoren und 20 000 Kerosin-Heizgeräte auf den Weg ins Erdbebengebiet. Nach einer ersten Begutachtung der Schäden geht die Föderation davon aus, dass längerfristige Hilfe notwendig sein wird. Die Gesamtkosten seien derzeit noch nicht abzuschätzen, hieß es in Genf.
Aus Österreich beteiligen sich 120 Soldaten des Bundesheeres an der Suche nach Verschütteten und der Aufbereitung von Trinkwasser. Das österreichische Rote Kreuz schickte 26 Hundeführer und 17 Suchhunde. Auch aus Großbritannien machten sich Rettungsteams auf den Weg. Neben Ärzten sollen auch britische Spürhunde eingesetzt werden. China schickte ein 43-köpfiges Bergungsteam sowie Hilfsgüter im Wert von fünf Millionen Yuan (500 000 Euro) für die Erdbebenopfer in Iran. Aus Polen kamen 28 Feuerwehrleute und drei Ärzte.
Irans Präsident Chatami hatte, anders als bei früheren Beben, rasch internationalen Beistand akzeptiert und außerdem die Visa- Bestimmungen erleichtert. Er deutete sogar an, dass er die von den USA angebotene Hilfe akzeptieren könnte. Nicht annehmen werde Iran jedoch Unterstützung aus Israel, betonte Chatami.

