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Internet-Wurm Internet-Wurm: Jugendstrafe auf Bewährung für den «Sasser»-Entwickler

08.07.2005, 07:18
Sven J. sitzt im Auto seines Anwaltes, nachdem er das Landgericht in Verden durch die Hintertür verlassen hatte. Der zum Tatzeitpunkt minderjährige J. hatte im Frühjahr 2004 mit dem Computerwurm «Sasser» tausende Computer lahm gelegt und weltweit einen Millionenschaden angerichtet. (Foto: dpa)
Sven J. sitzt im Auto seines Anwaltes, nachdem er das Landgericht in Verden durch die Hintertür verlassen hatte. Der zum Tatzeitpunkt minderjährige J. hatte im Frühjahr 2004 mit dem Computerwurm «Sasser» tausende Computer lahm gelegt und weltweit einen Millionenschaden angerichtet. (Foto: dpa) dpa

Verden/dpa. - In der nichtöffentlichen Verhandlung befanden die Richter, der 19-Jährige aus demniedersächsischen Waffensen habe sich der Datenveränderung in vierFällen und der Computersabotage in drei Fällen schuldig gemacht.

Zusätzlich müsse der «Sasser»-Entwickler 30 Stunden gemeinnützigeArbeit in einem Krankenhaus oder einem Altenheim leisten, sagteKrützfeldt. Die Strafe wurde für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.Der Computerkonzern Microsoft begrüßte am Freitag in München dasUrteil.

«Das Urteil ist rechtskräftig. Beide Seiten haben auf Rechtsmittelverzichtet.» Das Gericht begründete das Urteil mit der Schwere derSchuld des jungen Mannes. Er habe mit krimineller Energie ständigversucht, neue Versionen der Würmer zu entwickeln. «Dadurch sollteder Schaden, den er anrichten wollte, noch größer werden», fügteKrützfeldt hinzu.

Microsoft hofft, dass von dem Urteil ein Signal für möglicheNachahmer ausgeht. «Das Urteil zeigt, dass die Programmierung undVerbreitung von Internet-Viren und Würmern kein Kavaliersdelikt ist,sondern eine Straftat, durch die erhebliche Schäden entstehen», sagteDorothee Belz, Mitglied der Geschäftsführung von MicrosoftDeutschland. Das Unternehmen zahlt an Hinweisgeber, die zurErmittlung des Täters geführt hätten, 250 000 Dollar (rund 210 000Euro) Belohnung.

Zu Gunsten des 19-Jährigen bewerteten die fünf Richter seinGeständnis und dass er sich zuvor nichts hatte zu Schulden kommenlassen. Der Hobby-Programmierer habe mit der Erfindung der Schädlingekeine kommerziellen Ziele verfolgt, sagte die Landgerichtssprecherin.«Im Bedürfnis nach Anerkennung seiner Mitschüler hat er die Würmerentwickelt.»

Verteidiger Jens Möwe sagte: «Das Urteil ist gemessen an denTatvorwürfen akzeptabel und wird der Sache gerecht.» Allerdings gebees eine erhebliche Dunkelziffer der Taten seines Mandanten, die «hiernicht zur Sprache kamen». Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft,Silke Streichsbier, sagte: «Die konkrete Schadenshöhe konnte nichtermittelt werden, weil Betroffene die Mitarbeit verweigert haben.»Experten schätzen den Schaden auf mehrere Millionen Euro.

Die Richter blieben mit dem Urteil unter den Forderungen vonStaatsanwaltschaft und Verteidigung. Beide hatten auf zwei JahreJugendstrafe und 200 Stunden gemeinnützige Arbeit plädiert.

Katharina Krützfeldt, Sprecherin des Landgericht Verden, gibt am Dienstag (5. Juli 2005) im Verhandlungssaal 109 beim Landgericht in Verden vor laufenden Kameras Auskunft. (Foto: dpa)
Katharina Krützfeldt, Sprecherin des Landgericht Verden, gibt am Dienstag (5. Juli 2005) im Verhandlungssaal 109 beim Landgericht in Verden vor laufenden Kameras Auskunft. (Foto: dpa)
dpa