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Insiderhandel Insiderhandel: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bayern-Trio

15.10.2004, 13:56
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegendrei Profis von Fußball-Rekordmeister Bayern München. Unter anderem Jens Jeremies soll gegen dasWertpapierhandelsgesetz verstoßen haben. (Foto: dpa)
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegendrei Profis von Fußball-Rekordmeister Bayern München. Unter anderem Jens Jeremies soll gegen dasWertpapierhandelsgesetz verstoßen haben. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hamburg/dpa. - Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegendrei Profis von Fußball-Rekordmeister Bayern München. Jens Jeremies,Hasan Salihamidzic und Tomas Linke sollen gegen dasWertpapierhandelsgesetz verstoßen haben. Der Vorwurf richtet sichauch gegen den früheren HSV-Spieler Jörg Albertz und SpielerberaterJürgen Milewski. «Wir ermitteln wegen unerlaubten Insiderhandels»,sagte Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger am Freitag. Die Wohnungen derBeschuldigten sind am vergangenen Dienstag durchsucht worden.

Die Profis und Milewski sollen im Dezember vergangenen Jahreszwischen 3000 und 25 000 Aktien des Hamburger Internet-DienstleistersSinnerSchrader gekauft haben, die am Abend desselben Tages durch eineSonderausschüttung eine Dividende von 1,90 Euro pro Aktie erbrachthatten. «Damit haben sie über 80 Prozent Gewinn gemacht», sagteBagger. Das Wertpapierhandelsgesetz stellt auch Nutznießer vonInsidergeschäften unter Strafe. Sollte den Beschuldigten einRechtsverstoß nachgewiesen werden, müssen sie mit einer Geldstraferechnen. In schweren Fällen wird gar Haft bis zu fünf Jahrenausgesprochen.

«Mein Mandant kannte und kennt keinen Insider der Firma oder ausderen Umfeld», sagte Rechtsanwalt Wolfgang Klein, der Milewskivertritt. «Deshalb kann er auch gegen nichts verstoßen haben.»Informationen «von dritter, vierter oder fünfter Seite» überflorierende Unternehmen an der Börse erfüllten keinenstrafrechtlichen Tatbestand.

Dass Mileweski und vier Spieler gleichzeitig Aktien des HamburgerUnternehmens kauften, hält Klein nicht für ungewöhnlich. «Sieunterhalten sich häufig über Wertpapiere und kaufen auch häufiggemeinsam. Sie haben allerdings auch schon manches Mal Geldverloren», erklärte der frühere Präsident der Hamburger SV. Milewskiist als Berater von Salihamidzic und Jeremies tätig. «Von mir gibt esdazu keinen Kommentar», sagte der frühere HSV-Profi. Auch die Bayern-Spieler wollten sich zu dem Thema nicht äußern. «Wir werden dieErmittlungen nicht behindern, sondern unterstützen», ließen dieProfis mitteilen. Der FC Bayern bezeichnete die Angelegenheit als«Privatsache der Spieler» und wolle deshalb nicht tätig werden.

Die Staatsanwaltschaft sieht es nicht als zwingend notwendig an,den Tipp-Geber, der in der Unternehmsspitze von SinnerSchradervermutet wird, zu überführen. «Für einen Anfangsverdacht und einentsprechendes Ermittlungsverfahren reichen die Anzeichen aus», sagteBagger. Die Spieler sollen in mehreren Tranchen nahezu im StundentaktAktien der Internet-Firma zu einem Kurs zwischen 2,20 und 2,35 Eurobis kurz vor Bekanntgabe der Sonderausschüttung gekauft haben. Daswar der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)aufgefallen, die daraufhin die Staatsanwaltschaft einschaltete.

Milewski-Anwalt Klein sieht in der Tatsache, dass maximal 45 000Aktien von einem der Beschuldigten erworben wurden, ein entlastendesArgument. «Mit Insiderwissen hätten sie richtig zugeschlagen undanständig Geld verdient. Das sind doch vergleichsweise lächerlicheBeträge», meinte Klein.