Inferno im Gotthard-Tunnel Inferno im Gotthard-Tunnel: Untersuchung des Dramas beginnt

Airolo/Paris/Berlin/dpa. - Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungenaufgenommen, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung.
Da der Gotthard-Tunnel noch monatelang geschlossen bleiben wird,wurde europaweit über Ausweichmöglichkeiten für die Schwerverkehr vonNord nach Süd gesucht. Der ebenfalls wegen eines Unfalls gesperrteMontblanc-Tunnel zwischen Frankreich und Italien soll nun schon am15. Dezember wieder für Personenwagen freigegeben werden, allerdingsnur als Einbahnstrecke. In welche Richtung, steht noch nicht fest.
Während der Verkehr in der Schweiz am Wochenende verhältnismäßigruhig lief, gab es am Brennerpass in Österreich zehn Kilometer langeStaus vor allem von Lastwagen, die in Richtung Norden wollten. DieBahnen haben ihre Transportkapazitäten sowohl für den Personen alsauch für den Lkw-Verkehr stark ausgeweitet und sind bereit, vonMontag an den erwarteten neuen starken Andrang mit zusätzlichen Zügenaufzufangen.
Die völlig erschöpften Einsatzkräfte am Gotthard-Tunnel hatten amSonntag eine Pause eingelegt. Einige nahmen zusammen mit etwa 400anderen Menschen in Airolo an einem Gedenkgottesdienst für die Opferdes Unglücks teil. Angesichts des Schmerzes gebe es nur eine Antwort:Solidarität und Gemeinschaft, sagte der Bischof von Lugano, GiuseppeTorti. Er betete für die Opfer und deren Angehörige und dankte denFeuerwehrleuten und anderen Helfern.
In den schweren Unfall vom vergangenen Mittwoch waren wenigerAutos verwickelt als zunächst befürchtet. Statt der zunächstgeschätzten bis zu 100 Fahrzeuge sind nur noch 23 in der ausgeglühtenetwa 250 Meter langen Unfallzone in dem 16,3 Kilometer langenAlpentunnel. Zwölf Fahrzeuge befinden sich unmittelbar um diezusammengeprallten Lastwagen. Doch deren Insassen konnten sich nachAugenzeugenberichten vermutlich retten. In einem der Unglücks-Lkwwird jedoch der Fahrer vermutet, dessen Lkw das Drama ausgelöst hat.Der andere, ein Italiener, konnte sich retten. Die Zahl derVermissten sank im Laufe des Wochenendes auf 65.
Sollten noch Menschen in den zwölf Fahrzeugen gewesen sein, wärensie zur Unkenntlichkeit verbrannt, hieß es. Die Fahrzeuge bestündennur noch aus Metallklumpen. Für die Arbeiten von Polizei undSpezialisten sind zwei bis drei Wochen eingeplant. Vom 19. Novemberan sollen die beschädigten Tunnelabschnitte repariert werden.
Die Entscheidung für die Öffnung des Montblanc-Tunnels mehr alszweieinhalb Jahre nach der Brandkatastrophe mit 39 Toten fiel nacheinem Treffen des französischen Verkehrsministers Jean-Claude Gayssotmit seinem italienischen Amtskollegen Pietro Lunardi. Lastwagendürfen aber erst ab Anfang 2002 den Tunnel durchfahren. Für sie giltdann ein Überholverbot, alle Autos dürfen nicht schneller als 70Stundenkilometer fahren.
Das Brandunglück im Gotthard-Tunnel hatte die Diskussion über dieSicherheit der großen Straßentunnel in den Alpen neu entfacht.Deshalb war erwartet worden, dass sich die bereits mehrfachverschobene Wiedereröffnung des Montblanc-Tunnels weiter verzögert.Da jedoch der Gotthard-Tunnel voraussichtlich länger gesperrt bleibtund damit eine wichtige Nord-Süd-Verbindung blockiert ist,befürchtete Italien eine Einschränkung des Alpen-Transitverkehrs.Deshalb drängte es auf eine rasche Wiedereröffnung des Montblanc-Tunnels, der nach dem Brand am 24. März 1999 gesperrt worden war.

