Immunisierung Immunisierung: Noch viele Fragen zum Corona-Impfstoff offen

Halle (Saale) - Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), würde sich sofort gegen das Corona-Virus impfen lassen. Das betonte er am Wochenende bei einer Informationsveranstaltung zum Thema „Impfen gegen Corona“ in Berlin. Auch Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellten sich dort den Fragen.
Alle drei räumten jedoch ein, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht alle Fragen abschließend und für alle befriedigend beantwortet werden können.
Welche Nebenwirkungen können durch die Corona-Impfung auftreten?
Eine umfassende Aufklärung darüber ist entscheidend für die Impfbereitschaft der Menschen. Bisher, so betonten Wieler und Cichutek, seien als Nebenwirkungen Müdigkeit, Kopfschmerzen, leichtes Fieber und Schmerzen an der Einstichstelle aufgetreten. Das seien allerdings Nebenwirkungen, die auch bei jeder anderen Impfung auftreten könnten. „Es gibt keine Hinweise auf Weiteres“, sagte Cichutek. Er erläuterte, dass Testungen sofort gestoppt werden, wenn die Testpersonen andere als die üblichen Beschwerden haben. Es werde dann überprüft, ob diese in Zusammenhang mit der Impfung stehen. Ist das nicht der Fall, werden die Tests fortgesetzt.
Was ist mit langfristigen Nebenwirkungen?
Darüber gibt es naturgemäß noch keine Erkenntnisse. Deshalb erhalten die Impfstoffe eine bedingte Zulassung. Es wird, so Wieler und Cichutek, eine weitere intensive Beobachtung der Nebenwirkungen geben. Dazu werden Studien angefertigt.
Es besteht ein Misstrauen gegen den sogenannten mRNA-Impfstoff. Worum handelt es sich dabei?
Es handelt sich um neue genbasierte Impfstoffe, die aus sogenannter Messenger-RNA (mRNA) bestehen. Biontech und Moderna setzen bei ihren Corona-Impfstoffen auf diese Technologie. Ein Messenger - zu deutsch Bote - enthält eine Bauanleitung für Antigene, die er der menschlichen Zelle überbringt. Sie produziert dann die Eiweiße, die die Abwehrreaktion des Körpers auslösen sollen. Bisher wurde noch nie ein solcher Impfstoff zugelassen. Es sei aber schon vor der Pandemie an ihnen gearbeitet worden, sagte Cichutek. Durch Corona habe diese Technologie einen großen Sprung gemacht. Autoimmunerkrankungen oder etwa Unfruchtbarkeit durch die Verabreichung dieser Impfstoffe hält er für unwahrscheinlich.
Welchen Schutz bietet der Impfstoff?
Ziel sei es, eine Infektionskrankheit zu verhindern. Nach jetzigem Wissenstand könne das nicht 100prozentig garantiert werden. „Wir gehen nicht davon aus, dass die Impfung komplett steril schützt“, sagt Cichutek. Das ist übrigens auch bei anderen Impfungen - zum Beispiel der Grippeschutzimpfung - so. Es könne aber verhindert werden, dass die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt.
Im Falle von Covid-19 sind zwei Impfungen im Abstand von ungefähr drei Wochen notwendig. Ein Impfschutz besteht nach Aussage der Wissenschaftler zwei bis drei Wochen nach Verabreichung der zweiten Dose.
Übrigens: Auch Covid-Genesene und Menschen mit Vorerkrankungen waren Teil von Studien und können sich impfen lassen.
Wie lange hält der Impfschutz an?
Das gehört zu den Unbekannten. Bisher wissen die Experten von einigen Monaten, gehen aber davon aus, dass der Impfschutz länger besteht. Ob eine jährliche Impfung wie bei der Grippe erforderlich ist, können sie jedoch noch nicht sagen.
Hat für Geimpften das lästige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes ein Ende?
Vorerst nicht. Denn man könne, wie die Wissenschaftler sagen, auch nach der Impfung noch Viren aufnehmen und auch weitergeben. Aber genaue Daten fehlen auch hierzu noch. Das heißt: Die Maske sowie Abstands- und Hygieneregeln behalten weiter ihre Gültigkeit. (mz)