Im Fjord versenkt Im Fjord versenkt: Deutscher gesteht Mord an Ehefrau in Norwegen

Sandnes - Die Geschichte klingt wie der Stoff für einen düsteren skandinavischen Krimi. Doch die Realität ist noch gruseliger als jeder Roman: Eine junge Deutsche verschwindet kurz vor Ostern spurlos in der norwegischen Einöde. Wochenlang dreht die Polizei jeden Stein in der Gegend um Forsand bei Stavanger im Süden des Landes um, wo die 36-Jährige an einem Anleger gesehen worden sein soll.
Dann entdecken Taucher ihre Leiche. In 70 Metern Tiefe auf dem Grund eines Fjords. Versenkt von ihrem eigenen Mann, wie er gesteht. Die Obduktion ergibt, dass die zweifache Mutter vergewaltigt und erwürgt wurde. Nun steht der deutsche Auswanderer in Norwegen vor Gericht. Er gibt den Mord an seiner Frau zu, erklärt aber auch: Die 36-Jährige habe selbst sterben wollen.
„Sie fühlte sich in ihrem Job gemobbt“, sagt der Ehemann, der in einer Daunenjacke im Gerichtssaal auftritt. Ihr Verschwinden hätten die beiden Monate vorher gemeinsam geplant, wenn auch nicht für diesen Tag. Im Haus der Familie soll der Deutsche seiner Frau einen Strick um den Hals gelegt und zugezogen haben, während die sieben und elf Jahre alten Kinder schlafend in ihren Betten lagen. Vorher soll er die Frau zum Sex gezwungen haben. Diesen Vorwurf streitet der 34-Jährige ab.
Drei Tage später meldete er seine Frau vermisst. Als Polizeitaucher die Wasserleiche in blauen Plastikplanen aus dem Lysefjord zogen, gab er den Mord zu. Seine Frau sei depressiv gewesen, habe schon zuvor versucht, sich das Leben zu nehmen, erzählt der Ehemann vor Gericht.
Die Anklage hält seine Version der Geschichte nicht für glaubwürdig: Sie geht zum Start des Prozesses von einem Mord aus Eifersucht aus, dafür gäbe es mehr als 20 Jahre Haft. Die 36 Jahre alte Friseurin habe sich scheiden lassen wollen, nachdem sie im Internet einen anderen Mann kennengelernt habe, sagt Staatsanwalt Tormod Haugnes. „Sie hatten Pläne, sich zu treffen und zusammenzuziehen.“ Ihr Ehemann habe das mitbekommen und die E-Mails seiner Frau überwacht. Später habe der 34-Jährige im Internet Dinge wie „Wie versenke ich eine Leiche?“ gegoogelt.
„Sie strahlte“
Der Internetfreund der Deutschen ist einer von 20 Zeugen, die im Laufe der Woche Licht in das Dunkel um den mysteriösen Mord am Fjord bringen sollen. Darunter sind auch fünf Kolleginnen der 36-Jährigen, die ebenfalls von Eheproblemen erzählen. „Sie hatte sich entschieden, die Kinder mitzunehmen und nach Sandnes zu ziehen“, sagt ihre frühere Chefin. Das Paar habe sich auseinandergelebt, seit es vor fünf Jahren aus der Nähe von Hamburg nach Norwegen ausgewandert sei. Die beiden hätten längst kein Bett mehr geteilt. „Das war, weil ich zu viel geschnarcht habe“, sagt der Angeklagte.
Eine Kollegin ist eine der letzten, die die Deutsche vor ihrem Verschwinden gesehen hat. Am Montag vor Ostern im Friseursalon. Da wirkte die 36-Jährige nicht, als wünsche sie sich den Tod, erzählt ihre Chefin. Im Gegenteil: „Sie strahlte.“
Der Ehemann hatte tagelang gewartet, bis er das Verschwinden seiner Frau meldete. Ihre deutsche Familie informierte er gar nicht erst. Nur zufällig erfuhr der Vater der Frau später von Journalisten von ihrem Verschwinden. Thomas M. hatte damit gerechnet, dass die Leiche am Grund des Fjords niemals gefunden wird. (dpa)