1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Ideen zum Brandschutz: Ideen zum Brandschutz: Unbemannte Drohne soll fliegend Feuer löschen

EIL

Ideen zum Brandschutz Ideen zum Brandschutz: Unbemannte Drohne soll fliegend Feuer löschen

Von Nadine Schwede 18.10.2004, 06:21
Ein Modell der von ihm entwickelten fliegenden «Löschdrohne» präsentiert Armin Dietrich am Freitag (15.10.2004) im Garten seines Hauses bei Mühlheim am Main. (Foto: dpa)
Ein Modell der von ihm entwickelten fliegenden «Löschdrohne» präsentiert Armin Dietrich am Freitag (15.10.2004) im Garten seines Hauses bei Mühlheim am Main. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Feuer und Qualmwolken dringen aus dem 17.Stock des Hochhauses. Die Bewohner stürmen die Treppen hinunter, dieFeuerwehr muss hoch. Panik bricht aus: Können die Einsatzkräfte nochetwas retten - oder bringen sie ihr eigenes Leben in Gefahr?Schreckensszenarien wie dieses jagen Menschen nicht erst seit denTerroranschlägen vom 11. September 2001 Angst ein. Chemie- undKraftwerke, Gefahrguttransporter und Hochhäuser gehören zum Alltag,aber auch Risiken - wie Brände. Feuerwehren und Industrie tüfteln anverschiedensten Methoden, um den Gefahren Herr zu werden.

Eine neue Idee zur Feuerbekämpfung aus der Luft hat Armin Dietrichan der Fachhochschule in Offenbach ausgetüftelt: Eine Drohne ähnlicheines Hubschraubers soll mit Luftdrucktechnik Wasser blitzartig ausder Luft in den Brandherd schießen. Durch ein Ventil hinausgesprühteWassertropfen werden vom Luftwiderstand zerkleinert. Das Ergebnis isteine größere Wasseroberfläche mit mehr Energie zum Löschen. Diese sogenannte Impulstechnologie ist schon in Hubschraubern im Einsatz.Doch Dietrich sieht eine Lücke: «Viele Piloten weigern sich zufliegen, weil es zu gefährlich ist.» Deswegen fliegt seinefuturistisch anmutende Drohne ferngesteuert.

Der fünf Meter breite und drei Meter hohe Feuerbekämpfer fasst 300Liter Wasser und verschießt dieses bis zu 70 Meter weit. Dietrich hatdie Drohne bis zur Produktreife entwickelt. Ob sie jemals im Diensteder Brandbekämpfung fliegen wird, ist jedoch unklar. Immerhin gibt esbei der Konstruktion von Fluggeräten mit Löschfunktion nach Auskunftvon Thomas Keilig vom Institut für Flugzeugbau an der UniversitätStuttgart einiges zu bedenken: Durch den plötzlichen Ausstoß vonWasser ändere sich der Schwerpunkt, der bei Luftfahrzeugen jedochstets ausgeglichen sein müsse. Dazu komme ein Rückstoß durch dasAbschießen. «Technisch ist das aber alles lösbar, schwieriger wirdes, wenn es um die Zulassung geht», sagt der Flugzeugbau-Experte.

Ulrich Behrendt, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes(DFV), kann sich die Löschdrohne am besten in der Industrie, etwa inChemiebetrieben vorstellen. Den Einsatz bei der Feuerwehr hält er fürweniger realistisch. «Für den Wohnungsbrand im ersten Stock ist dieDrohne wohl nicht geeignet», sagt er mit Blick allein schon auf denUmfang. Für Brände von Gefahrguttransportern auf Autobahnen, in denAußenbereichen von Kraftwerken oder bei Munitionstransporten seienunbemannte Gefährte natürlich schon verlockend.

«Bei der Feuerwehr gibt es ausgedehnte Schrecksekunden, manchedauern 40 Jahre», erläutert Behrendt die manchmal schwierigenBemühungen um Neuerungen im Brandschutz. Ideen hätten in diesemsensiblen Bereich immer viele Hürden überwinden müssen. «DerVerbrennungsmotor war revolutionär», erzählt er. Man fährt doch nichtmit Benzin zur Brandstelle, sei damals die Sorge vieler gewesen.«Hätten wir die kreativen Köpfe nicht, wir wären noch immer mitPferden unterwegs.»

Natürlich könne nicht jede Idee umgesetzt werden. So sei es auchmanchmal dem für wegweisende Neuerungen im modernen Brandschutzbekannt gewordenen einstigen Chef der Frankfurter Feuerwehr, ErnstAchilles, ergangenen. Als er von Militär-Raketen hörte, die ihr Zielselber finden, habe er Raketen mit Löschmitteln einsetzen wollen.«Aber weil wir beim Wohnungsbrandlöschen nicht mehr zerstören wollen,als ohnehin schon durch das Feuer, haben wir das lieber gelassen»,erinnert sich Behrendt.