Hundesrasse Hundesrasse: Wau, was für ein Kerl!
Halle/MZ. - Was hat sich Barack Obama bei dieser Wahl nur gedacht?! Kein Luxusgeschöpf, keine weltbekannte Rasse, sondern ein ganz gewöhnlicher Hund, einst Arbeitstier für einfache Fischer. Dafür aber heute selten wie ein Rohdiamant. Einen Portugiesischen Wasserhund aufzutreiben erfordert zumindest in Deutschland ein gehöriges Maß detektivischen Geschicks.
Silke Hirtz-Schmidt und Peter Schmidt - Tierärzte im Münsterland - haben so ein seltenes Exemplar. Nicht nur eines, sondern sogar vier. Und sie haben sich schon viele Jahre vor den Obamas für diese Rasse entschieden. Weil sie meinten, dass sie am besten zu ihnen passt und weil sie neugierig waren, wie es sich mit den als überaus klug geltenden Hunden zusammen leben würde. Sie brauchen auf jeden Fall auch "geistiges Futter", wissen die Züchter.
Das nämlich ist neben ihrer Seltenheit das hervorstechendste Merkmal der Tiere: dass sie so schlau sind. Das müssen sie auch sein, denn der Portugiesische Wasserhund war vor Zeiten sozusagen Mitglied der Besatzung von Fischerbooten an der Algarve. Der Cão de Água - so der offizielle Name - half die Netze aus- und einzubringen, apportierte alles, was ins Wasser fiel, fungierte als Bote zwischen Land und Schiff und ist gar in der Lage zu tauchen.
Doch wie das so ist, die Technik hielt Einzug in der Fischerei und der Hund wurde arbeitslos. Und selten. So galt die eigentlich Jahrtausende alte Rasse Anfang des 20. Jahrhunderts als fast ausgestorben, und wenn nicht ein reicher portugiesischer Reeder sein Herz für den "Portie" - wie er auch liebevoll bezeichnet wird - entdeckt und ihn weiter gezüchtet hätte, wäre die Obama-Entscheidung wohl so nicht möglich gewesen. Immerhin stand der Cão de Água Anfang der 70er Jahre mit nur noch 50 offiziell eingetragenen Vertretern seiner Art als seltenste Hunderasse der Welt im Guinnessbuch der Rekorde.
Das ist heute zum Glück anders, zumindest ein wenig. Warum Obamas Familie ausgerechnet auf den Wasserhund gekommen ist, erklärt sich vielleicht auch daraus, dass er inzwischen in den USA bekannter ist als auf dem alten Kontinent. Immerhin leben in den Staaten etwa 10 000 Exemplare, denen in ganz Europa lediglich rund 1 000 Tiere gegenüberstehen.
Dass es künftig mehr werden, darf bezweifelt werden. Zwar löst die amerikanische Hundewahl ohne Zweifel einen Run auf die Rasse aus, doch seriöse Züchter sehen das gar nicht gern und werden sich einem Nachfrage-Boom verweigern, ließen sie wissen.
Nach dem Kino-Film "101 Dalmatiner" traf die Begeisterungswelle den eleganten schwarz-weiß gepunkteten Begleithund und wenig später hockten hunderte betrübte Vierbeiner in Tierheimen, weil die Leinwand-Stars zwar überaus niedlich sind, echte Hunde aber wesentlich mehr erfordern als nur Bewunderung. In Deutschland jedenfalls gelten Portugiesische Wasserhunde derzeit als ausverkauft und nur wegen der zweifelhaften Nachfrage wird beispielsweise Züchterin Dietlind Scholz aus Niedersachsen auf keinen Fall Welpen züchten. Den Käufern müsse es ernst sein, sagt sie.
Da dürfte es leichter fallen, dem eigenen Vierbeiner einfach den Namen des "First Dog" zu verleihen - egal zu welcher Rasse er gehört. "Bo" jedenfalls ist griffig, flott und durchaus auch Deutschland-tauglich. Und wer unbedingt dem amerikanischen Präsidenten nacheifern möchte, kann es ja auch mit dem bekanntesten Verwandten des Wasserhundes versuchen. Das ist nämlich der hierzulande weit verbreitete Pudel. Dessen Besitzer können jetzt frohlocken, dass sie es ja schon immer wussten, etwas ganz Besonderes zu besitzen. Aber das nimmt wohl jedes Frauchen und jedes Herrchen für sich in Anspruch, egal ob es einen Pudel, einen Portugiesischen Wasserhund oder eine einzigartige Mischung von der nächsten Straßenkreuzung besitzt.
Den Wasserhund zur Ansicht gibt es vorerst jedenfalls wohl nur im Fernsehen. Oder mit besagtem detektivischem Geschick. Immerhin 150 davon sollen doch in Deutschland leben - Wau!