Hitze Hitze: Mieses Klima in der Bahn

HALLE/MZ. - Bahnkunden in Sachsen-Anhaltschwitzen auch im Zug: Nach Angaben der Landes-NahverkehrsgesellschaftNasa ist bisher nur etwa die Hälfte der Regionalzügeim Land klimatisiert. Erst seit 2003 verlangedie Nasa Klimaanlagen, sagte Sprecher WolfgangBall der MZ. Der Fahrgastverband Pro Bahnforderte, nicht klimatisierte Waggons Schrittfür Schritt nachzurüsten. "Auch davon hängtletztlich die Attraktivität der Bahn ab",sagte der Pro-Bahn-Vorsitzende für Mitteldeutschland,Wolfram Leuze.
Ungekühlt rollen etwa die Doppelstockzügezwischen Halle und Dessau oder die Regionalbahnenzwischen Halle und Eisenach durchs Land. Ballsagte, es werde noch einige Zeit dauern, bisauch die letzten alten Waggons ersetzt seien.Neue klimatisierte Züge würden etwa ab 2011zwischen Magdeburg, Stendal und Uelzen, ab2012 zwischen Magdeburg und Leipzig über Dessau-Roßlaueingesetzt. Auch im künftigen mitteldeutschenS-Bahn-Netz im Großraum Halle/Leipzig solldie Kühlung ab Ende 2013 Standard sein. DieNasa ist in Sachsen-Anhalt für die Vergabeder Bahnstrecken zuständig.
Anlass für die Debatte ist der Ausfall vonKlimaanlagen am Wochenende in ICE- und IC-Zügen.Pro Bahn forderte eine Generalüberholung derbetroffenen ICE-2-Flotte. "Die Bahn hat einakutes Wartungsproblem", sagte Leuze. BundesverkehrsministerPeter Ramsauer (CSU) erklärte, er erwarte,dass die Züge bei minus 40 Grad genauso zuverlässigführen wie bei plus 40 Grad. In drei ICE-Zügenhatte am Samstag die Kühlung versagt, mehrerePassagiere erlitten einen Kollaps. Am Montagberichteten Reisende, auch in mehreren IC-Zügensei am Sonntag und am Montag die Klimaanlageausgefallen.
Laut Wolfram Leuze von Pro Bahn handelt essich bei den Klima-Problemen nicht um Einzelfälle:"Da gibt es eine Dunkelziffer." Die Problemeseien aber nie nachhaltig angepackt worden:"Ich erinnere mich an die Anfangszeit derICE-Züge, da herrschten in einem Wagen zwölfGrad, im nächsten 25." Die Bahn habe aberimmer darauf gewartet, dass sich die Schwierigkeitenschon lösen würden.
Leuze bemängelte auch das Krisenmanagementder Bahn, vor allem im Falle des in Bielefeldgestoppten Zuges: "Jeder ICE hat ein Restaurant.Dort hätte man die Schüler zumindest mit Getränkenversorgen müssen, um Schlimmeres zu verhindern."Ein Bahnsprecher wies die Kritik zurück: DieKlimaanlagen würden routinemäßig täglich gewartet.Zudem seien die Getränkevorräte in den Zügenaufgestockt worden.