Mitgliederversammlung Hertha hat wieder große Pläne: Aufstieg und solide Zahlen
Hertha BSC fühlt sich wie ein Dampfer, der die schwere See verlassen hat. Sportliche und wirtschaftliche Ziele werden von Präsident, Geschäftsführer und Trainer offensiv artikuliert. Kann das klappen?

Berlin - Rauf in die Bundesliga, runter mit den Schulden: Trotz einer weiteren enttäuschenden Zweitliga-Saison hat Hertha BSC bei seiner Mitgliederversammlung optimistische Ziele ausgerufen. Für Chefcoach Stefan Leitl und Präsident Fabian Drescher ist der Aufstieg die einzig logische Vorgabe. Finanz-Geschäftsführer Ralf Huschen kündigte eine konsequente wirtschaftliche Konsolidierung an. Statt Zinsen für horrende Schulden zu zahlen, wolle man wieder in Verein und Mannschaft investieren können.
Versprechungen könne er nicht machen. Aber: „Unser Ziel kann es nur sein, alles daranzusetzen, um in die Bundesliga aufzusteigen“, sagte Trainer Leitl in einer Video-Botschaft bei der Mitgliederversammlung des Berliner Zweitligisten. Indirekt forderte Leitl die sportliche Führung auf, in die Mannschaft weiter zu investieren. In der Sommerpause müssten noch „gute Entscheidungen“ getroffen werden, sagte der 47-Jährige.
Leitl war im Februar als Nachfolger von Cristian Fiél verpflichtet worden und hatte den drohenden Drittliga-Abstieg abgewendet. Auf der Bühne der Messehalle lobte Präsident Drescher die sportliche Kehrtwende unter Leitl, machte aber auch deutlich, dass künftig mehr erwartet werde. „Die Saison war nicht zufriedenstellend. Unser Anspruch kann es nicht sein, auf Platz elf der 2. Bundesliga zu landen“, sagte der Club-Chef.
„Wir müssen ambitionierter und hungrig sein. Unser Anspruch darf es nicht sein, es sich in der 2. Liga gemütlich zu machen“, ergänzte Drescher. Der Anspruch müsse es sein, „den Aufstieg anzustreben, ohne sich zu verbiegen“.
Die Hertha hatte mit Vertragsverlängerungen der Top-Spieler Fabian Reese und Michael Cuisance zuletzt wichtige Personalentscheidungen getroffen. Die Vorbereitung auf die nächste Spielzeit beginnt am 23. Juni.
Ärger mit Indiskretionen
Ob bis dahin ein neuer Geschäftsführer als Nachfolger von Thomas E. Herrich gefunden wird, ist weiter offen. Drescher kündigte keine schnelle Lösung an und kritisierte, dass in den vergangenen Wochen verschiedene Namen potenzieller Kandidaten durch Indiskretion öffentlich bekanntgeworden waren.
Jonas Boldt und Jochen Sauer galten zuletzt als aussichtsreiche Bewerber, zu einer Einigung kam es aber nicht. Auch Samir Arabi wurde als potenzieller neuer starker Mann für die sportliche Entwicklung der Hertha-Profis gehandelt. „Gespräche finden bereits statt, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen. Wir lassen uns nicht treiben“, sagte Drescher.
„Kein Chaos“ bei Saisonplanung
Bis zu einer Lösung werde Ralf Huschen alleine die Geschäftsführung der Profiabteilung leiten. Der Finanzfachmann kündigte an, den Verein „komplett schuldenfrei“ machen zu wollen. Fragen zur Lizenz könne er aber vor dem 4. Juni als Stichtag für Auflagen durch die Deutsche Fußball Liga nicht beantworten. Hätte er Zweifel an der Spielgenehmigung, wäre er aber nicht auf dem Podium, deutete Huschen an.
Knackpunkt bei den Finanzen ist die Fortführung der Nordic-Bond-Anleihe über 40 Millionen Euro, die eigentlich im November abgelöst werden soll. Die Anleger können darüber noch bis zum 3. Juni befinden. Erste Option bleibe aber die Ablösung der Anleihe, versicherte Huschen.
Sportdirektor Benny Weber und Cheftrainer Leitl planen unter Hochdruck bereits die kommende Saison. „Eine sorgfältige und professionelle Vorbereitung ist gewährleistet. Bei uns bricht kein Chaos aus“, versprach Drescher.
Herrich verlässt die Hertha nach 25 Jahren in verschiedenen Funktionen. Man habe sich zu diesem Schritt entschieden, um eine „übergeordnete Neuausrichtung“ anzustreben, mit dem Ziel „Hertha BSC in die Bundesliga zu führen und den Verein wirtschaftlich gesund und nachhaltig aufzustellen“, sagte Club-Präsident Drescher.
Drescher trat Gerüchten entgegen, dass sich 777 Partners als Investor zurückziehen werde. Es gäbe keine Anzeichen dafür und keine Anfrage für einen Rückkauf der Anteile, wozu Hertha BSC vertraglich berechtigt wäre. „Es bleibt abzuwarten. Aus der letzten Kommunikation ist nicht zu erwarten, dass etwas passieren wird“, sagte Drescher.