Handwerk Handwerk: Schnitzer im Erzgebirge setzen auf Jugend

Annaberg-Buchholz/dpa. - Schnitzen contra Computerspiel: DieSchnitzer im Erzgebirge setzen auf die Jugend. «Wir sindzuversichtlich, die erzgebirgische Volkskunst hat Zukunft», sagt dieBundesvorsitzende des Erzgebirgsvereins, Gabriele Lorenz, inAnnaberg-Budhholz der Nachrichtenagentur dpa. Dem Verbandschef derErzgebirgsschnitzer, Dietmar Lang, zufolge üben im oberen Erzgebirgeund Vogtland noch etwa 2000 Leute dieses Handwerk aus, zumeist alsHobby. Rund 350 seien im Verband organisiert, darunter etwa 60Jugendliche. Es gebe zudem 22 Holzbildhauer - die Profischnitzer. AbSamstag führt eine Ausstellung durch 300 Jahre «SchnitzerlandErzgebirge».
Die hölzernen Bergmänner in ihren prächtigen, meist in weiß oderschwarz gehaltenen historischen Uniformen sind unter den rund 1000Exponaten der Ausstellung eindeutig die Mehrheit. Die kleinsten vonihnen passen in einen aufgeschnittenen Kirschkern und können nurunter der Lupe bewundert werden, die größten sind lebensgroß - stolzeHaltung, starrer Blick. An zweiter Stelle folgen geistliche Motive:Engel, Weihnachtskrippen, die Heilige Familie.
«Ich würde mir mehr zeitgenössische Themen wünschen», gestehtLang. Die Schnitzerei im Erzgebirge erzähle eigentlich vom Alltag inder Region. Harry Schmidt (1927-2003) aus Schwarzenberg etwa hat dieGeschichte seiner Familie in hölzernen Miniaturen verewigt. Oder aberdie Werke von Johannes Horler (1892-1941), dessen Musikanten sichgegen den Wind stemmen. «Das ist kein Handwerk mehr, das ist Kunst»,nickt Lang anerkennend. Horlers Bergmänner tragen auch keine farbigenUniformen. Die Köper sind von der Arbeit gebeugt, das Gesichtabgemagert. «Horler war selbst Bergmann. Er kannte deren hartes Los»,sagt Lang. Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören zudem Werke vonPaul Schneider (1992-1975). Für viele Schnitzer sind Horler,Schneider und Schmidt laut Lang Vorbilder.
Die Arbeiten von Jugendgruppen zeigen ein Lampionfest, einZuckertütenfest oder auch einen Engel und einen roten Teufel aufeiner Wippe. «Das ist Kreativität», sagt der 39-jährige Leiter der«Schnitzerschule», Ingolf Gleisel, die unter dem Dach des Hausesbeheimatet ist. In den Regalen stehen kleine Kegel oder Stifte -erste Arbeiten der Schüler. Zeichnungen zeigen die Proportionen desmenschlichen Körpers.
Seit Jahren gebe es zwei Gruppen mit stabil bis zu zehn Kindern,sagt Gleisel. Das seien zwar nicht so viel wie «vor dem multimedialenZeitalter». Das sei aber «ganz solide». Der neue Trend: «Es kommenimmer mehr Mädchen. Früher war Schnitzen Jungensache.» Dabei seiendie jungen weiblichen Holzkünstler oft sehr talentiert und ausdauernd- «mehr als die Jungen». Zwei von ihnen hätten es später zurDesignerin und Formgestalterin gebracht.
Die Ausstellung ist im Erzhammer in Annaberg-Buchholz bis zum 5. Februar zu sehen. Lorenz hofft auf rund 5000 Besucher.

