Hamburg Hamburg: Angreifer war als Islamist bekannt - Anzeichen für "psychische Labilität"

Hamburg - Der mutmaßliche Messer-Angreifer von Hamburg ist den Sicherheitsbehörden als Islamist bekannt gewesen. Es habe Anzeichen für eine Radikalisierung gegeben, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Samstag. Der Mann sei als Islamist in die entsprechenden Dateien aufgenommen worden, nicht aber als Dschihadist. Man sei nicht zu der „Einschätzung einer unmittelbaren Gefährlichkeit“ gelangt.
Bei dem Mann gebe es einerseits Hinweise auf religiöse Beweggründe und islamistische Motive, andererseits auch auf eine „psychische Labilität“. Die Polizei gehe beim Tatmotiv von einer Gemengelage aus und wisse noch nicht, was letztlich den Ausschlag für den Messerangriff gegeben habe.
Keine Hinweise auf Hintermänner
„Solchen Anschlägen in dieser Begehungsform wohnt immer ein hohes Maß an Unberechenbarkeit inne, weil es eine in gewisser Weise willkürliche Tat ist – mit primitivsten Mitteln, an einem fast beliebigen Ort ausgeführt“, sagte Grote.
Derzeit gebe es keine Hinweise auf Hintermänner oder eine Einbindung des Täters in ein Netzwerk. Hierzu seien aber weitere Ermittlungen nötig. „Wir gehen im Moment von einem Einzeltäter, einem zumindest psychisch labilen Einzeltäter aus.“ Es müsse nun aber geprüft werden, ob die Sicherheitsbehörden allen Hinweisen immer in angemessener Weise nachgegangen seien.
Täter war abgelehnter Asylbewerber
Der mutmaßliche Messer-Angreifer war ein abgelehnter palästinensischer Asylbewerber und hätte demnächst ausreisen sollen. Der Täter sei ausreisepflichtig gewesen und habe sich im Ausreiseverfahren befunden, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) am Samstag. Der Mann habe gegen seinen negativen Asylbescheid keine Rechtsmittel eingelegt und auch bei der Organisation von Passersatzpapieren mitgewirkt.
Noch am Freitag habe sich der Mann bei der Ausländerbehörde erkundigt, ob seine Passersatzpapiere eingetroffen seien. „Es war damit zu rechnen, dass diese Papiere demnächst eintreffen würden“, sagte Grote. Der 26-Jährige sei auch willens gewesen auszureisen. Polizeipräsident Ralf Meyer sagte, der Mann sei in dieser Hinsicht eine „fast vorbildhafte Person“ gewesen.
Angreifer offenbar nicht vorbestraft
Gegen den Angreifer soll wegen Mordes und fünffachen versuchten Mordes ein Antrag auf Haftbefehl gestellt werden. Ob dies aber letztlich geschehe, sei wegen der psychischen Auffälligkeiten des Mannes noch offen, sagte Jörg Fröhlich von der Staatsanwaltschaft Hamburg am Samstag. Der Generalbundesanwalt behalte sich vor, den Fall zu übernehmen.
Kathrin Hennings von der Hamburger Polizei schilderte, dass der Mann in dem Supermarkt ein Messer genommen, aus der Verpackung gerissen und auf Anwesende eingestochen habe. Er ist offenbar nicht vorbestraft. Ein Diebstahlverfahren wurde den Angaben zufolge wegen Geringfügigkeit eingestellt.
Der Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hatte am Freitag im Stadtteil Barmbek unvermittelt auf Menschen eingestochen. Ein 50-Jähriger starb, sieben weitere Opfer wurden zum Teil schwer verletzt.