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Halloween und Walpurgisnacht Halloween und Walpurgisnacht: Das gruselige Ende des Sommers

Von Dorothée Junkers 30.10.2006, 07:01
Eine junge Frau betrachtet vor einem Geschäft in der Mainzer Innenstadt die von der Herbstsonne angestrahlten Halloween-Windspiele. (Foto: dpa)
Eine junge Frau betrachtet vor einem Geschäft in der Mainzer Innenstadt die von der Herbstsonne angestrahlten Halloween-Windspiele. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Beim Feiern versteht manch ein Karnevalist keinen Spaß. Tradition ist heilig, und da die Bräuche zu FastnachtJahrhunderte alt sind, wacht der Bund Deutscher Karneval (BDK) mit Argusaugen über sie. Den strengen Regeln zufolge beginnt dieFastnachtszeit am 11. November punkt 11.11 Uhr - Pech für diewachsende Schar der Halloween-Fans. Wer bereits in der Nacht zum 1. November für das amerikanische Gruselfest sein Narrenkostüm auspackt, gleichzeitig aber zu den etwa 2,5 Millionen BDK-Mitgliedern zählt, dem droht eine Abmahnung. Als «Auswuchs des närrischen Treibens» bezeichnet das Vereinspräsidium Halloween. Trotzdem wird Halloween immer beliebter.

Dass Bekanntheit und Akzeptanz von Partys und Feiern wieHalloween, Berlins «Karneval der Kulturen» oder der Walpurgisnacht zum 1. Mai stetig steigen, ist für Volkskundler und Trendforscher kein Wunder. Moderne, «symbolhafte Gemeinschaftserlebnisse» sind den Experten zufolge immer wichtiger - und zwar frei von Ideologie oderReligion. «In unseren schnelllebigen Zeiten lieben wir neue Rhythmenund Kulte, die das Jahr strukturieren», sagt Andreas Steinle vomZukunftsinstitut des Trendforschers Matthias Horx.

Bei dem Gruselfest machen in der Nacht auf kommenden Mittwochfratzenhafte Kürbisköpfe, Vampire, Gespenster und Monster MarkeFrankenstein die Gegend unsicher und bevölkern Diskos undPartykeller. Kinder ziehen von Haus zu Haus, den Spruch «Süßes oderStreiche» oder auch «Süßes oder Saures» auf den Lippen. Zusehendsverdrängt der Spuk den 31. Oktober als Reformationstag sowie dieAllerheiligen- und Allerseelen-Bräuche am 1. und 2. November, die derBesinnung und des Gedenkens an die Toten und Heiliggesprochenendienen.

Halloween ist ein Re-Import aus Europa. So soll das Wort von «allhallows eve» (Vorabend von Allerheiligen) abgeleitet und der Brauchvon irischen Einwanderern in die USA gebracht worden sein. Ursprungist das Samhain-Fest der Kelten, die am 1. November den Sommerverabschiedeten und die Toten mit Feuern und Masken zu besänftigensuchten. «Halloween bedient ganz ursprüngliche Bedürfnisse desMenschen, zum Beispiel, sich zu verkleiden und mit Angst und Gruselzu spielen», erklärt Trendforscher Steinle.

Vor gut zehn Jahren begann der Kult seinen Weg zurück auf den«Alten Kontinent» zu finden. Jugendliche Partygänger von Paris bisBerlin schätzten die Nähe zur amerikanischen Populärkultur und dieGelegenheit, grell, leichenblass oder blutrot geschminkt zu feiern.«Halloween kann von den Jüngeren neu erschlossen werden», sagtSteinle. «Karneval ist von den Vereinen der Großeltern geprägt».

Hinzu kommt die Lust am Spirituellen: Einer Umfrage desMeinungsforschungsinstituts Emnid zufolge glauben gut 40 Prozent derDeutschen, dass in ihrem Leben geheime, magische Kräfte wirken. «Wirsind als säkularisierte Gesellschaft fasziniert vom Mystischen undÜbernatürlichen», sagt Historikerin Petra Dolata-Kreutzkamp von derFreien Universität in Berlin. «Kombiniert mit der Lust am Horrorbietet Halloween einen Ausbruch aus dem Alltag, zurück in einefrühere, dunkle Welt.»

Ist die Nacht auf den 1. November damit fest für Halloweengebucht? Zumindest Zweifel sind erlaubt, Feiermoden kommen und gehen.wie das Beispiel der Love Parade zeigt. Die Gefahr für Halloweenliegt nach Worten von Dolata-Kreutzkamp in dem gewalttätigenPotenzial der Feiern. In den USA arte das Fest mitunter in Randaleund Vandalismus aus. «Sollte dies vermehrt auch in Deutschlandpassieren, könnte es dem Ruf von Halloween sehr schaden.»

Von Vandalismus will die Polizei zwar nicht sprechen, doch habenspukende Jugendliche in den vergangenen Jahren den Haustür-Spruch«Süßes oder Saures» regelmäßig übertrieben, Briefkästen angezündet,Autos und Hauswände mit Eier beworfen. In Mönchengladbach wurde sogarein Friedhof verwüstet. «Das ist aber eher eine Folge sozialerSpannungen», glaubt Steinle. Die Menschen seien klug genug, zu sehen,dass Halloween hierbei missbraucht werde und das Fest nicht kollektivverteufelt werden dürfe.