Hallesches Original Hallesches Original: Mit dem Trabant quer durch Afrika

Windhuk/dpa. - Auf den Spuren eines sächsischen Offiziers hatRolf Becker aus Halle in dieser Woche nach 15 000 Kilometern querdurch Afrika Windhuk erreicht, die Hauptstadt Namibias. Es gibt vieleAbenteurer, die den Kontinent zu Fuß, mit dem Rad oder per Autoerkunden. Doch keiner schaffte das bisher im legendären «DDR-Auto»,dem Trabant. Becker, besser als «Trabi-Rolf» oder «Drehorgel-Rolf» bekannt, startete imMärz 2006 mit einer Begleiterin in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba.Dort hatte sich auch 100 Jahre zuvor der sächsische Offizier PaulGrätz in einem Auto auf den Weg in südliche Afrika gemacht.
Drei Monate Abenteuer pur lagen vor Becker. Ein Einschussloch amTrabi zeugt vom knappen Entkommen im Grenzgebiet zwischen Somalia undKenia. Dort hatten Wegelagerer auf ihn geschossen. Glücklicherweisewaren es nur Rotwein und Gulasch, die rot aus dem Einschusslochflossen, als Trabi-Rolf und seine Begleiterin 20 Kilometer weiter mitzitternden Knien am Straßenrand hielten.
Er erzählt von Achsenbrüchen und Motorenwechsel (der Ersatzmotorwar wichtiges Reisegepäck), und von Schlammlöchern, aus denen jungeAfrikaner den nur 26 PS starken Trabi mit langen Seilen hinaushievten. «Autos aus Pappe brauchen Männer aus Stahl,» ist sich Trabi-Rolf sicher. Nachdem der erste Teil der Trabi-Safari nach dreiMonaten Strapaze im tansanischen Daressalaam zu Ende gegangen war,erholte sich Trabi-Rolf erst einmal bei der Fußball-WM inDeutschland, bevor er im Januar dieses Jahres erneut durchstartete.
Im Gegensatz zu den vorherigen Erlebnissen, auf der unter anderemauch Zeit für einen Fototermin mit Nashorn blieb, bezeichnet er dieStrecke von Tansania über Sambia nach Namibia als wahre«Kaffeefahrt». Von der Serengeti ging's gemächlich über das sambisch-kongolesische Grenzgebiet bis zu den Victoriafällen und durch denCaprivi-Streifen Nord-Namibias.
In Windhuk erwarteten ihn dann nicht nur zahlreiche Neugierige,die das mit Werbung plakatierte und bis obenhin mit «Ossi-Produkten»(Burger Knäckebrot und Schlagfix, Halberstädter Würstchen und KatiBackmischung ) beladene Gefährt bewunderten. Auch die Vertreterin derdeutschen Botschaft, Ute König, war zur Stelle.
«Damals war's der Kaiser, der dem Grätz telegrafierte: "Gutgemacht, Grätz!". Heute werde ich von einer Königin mit einer Urkundemit Botschaftskopf und Amtssiegel bedacht, auf der steht: Bravo,Rolf! Das ist doch richtig was, oder?», freut sich Trabi-Rolf, dermit schrägen Aktionen wie einem Trabi-Weitsprung mit Heike DrechslersWagen immer wieder auf sich aufmerksam macht. Was er als Nächstesplant: Kommende Woche geht's erst mal zurück in die Heimat. Und derTrabi? Er soll eventuell als Geschenk der Waldorf-Schule in Windhukvermacht werden, wenn die Zollformalitäten geklärt sind.