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Grünes Band Grünes Band: 1400 Kilometer - Deutschlands längster Biotopverbund

Von Mattias Brunnert 13.06.2012, 05:48
Nur noch der Kolonnenweg erinnert an die ehemalige innerdeutsche Grenze nahe Klettenberg bei Nordhausen.Das Grüne Band an der früheren innerdeutschen Grenze ist Deutschlands längster Biotopverbund und das Kernstück des Grünen Bandes Europa. (AARCHIVFOTO: DPA)
Nur noch der Kolonnenweg erinnert an die ehemalige innerdeutsche Grenze nahe Klettenberg bei Nordhausen.Das Grüne Band an der früheren innerdeutschen Grenze ist Deutschlands längster Biotopverbund und das Kernstück des Grünen Bandes Europa. (AARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Duderstadt/dpa. - Am 19. Juni 2002 hatte Hubert Weiger, der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), eine spontane Eingebung. Als er das symbolträchtige WestÖstliche Tor einweihte, das auf der früheren innerdeutschen Grenze direkt im Zentrum des Grünen Bandes Deutschland steht, entwickelte er die Idee, ein solches Band durch ganz Europa zu schaffen.

Michail Gorbatschow, früherer Präsident der Sowjetunion und damals Ehrengast bei der Einweihung, sagte spontan zu, für dieses Grüne Band Europa die Schirmherrschaft zu übernehmen. Zum zehnjährigen Jubiläum des hölzernen WestÖstlichen Tores, das am Donnerstag auf dem Kutschenberg bei Duderstadt gefeiert werden soll, zieht der BUND eine positive Zwischenbilanz zum Grünen Band Europa, das sich 12.500 Kilometer weit von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer zieht.

„Es ist uns gelungen, dass heute eine Vielzahl von Verbänden, Gruppen und Fachbehörden in den 24 beteiligten Staaten an dieser faszinierenden Vision arbeiten“, sagt BUND-Chef Weiger. „Inzwischen liegen alleine 40 Nationalparke direkt entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs“. Zudem gebe es mehr als 3200 Schutzgebiete innerhalb eines 25 Kilometer breiten Korridors auf beiden Seiten des Grünen Bandes.

Herzstück des Grünen Bandes Europa sei das knapp 1400 Kilometer lange Grüne Band Deutschland, das von der Ostsee bis ins Vogtland reicht. „Diese längste Biotopverbundachse Mitteleuropas ist auch nach mehr als 20 Jahren deutscher Einheit weitgehend unzerschnitten und von besonderem Wert für den Erhalt der biologischen Vielfalt“, sagt BUND-Koordinatorin Liana Geidezis. Alleine in Deutschland sei das Gründe Band Rückzugsraum für mehr als 1200 Tier- und Pflanzenarten, die auf der Roten Liste stehen. Eine aktuelle Bestandsaufnahme habe Mitte Mai begonnen.

Aber auch ohne die neuesten Ergebnisse falle die Zwischenbilanz zum Grünen Band Deutschland, das zwischen dem Kolonnenweg der früheren DDR-Grenztruppen und der ehemaligen Grenze eine Gesamtfläche von 177 Quadratkilometern bildet, „durchweg positiv“ aus, sagt Geidezis. Wichtig sei, dass der Bund eine Fläche von etwa 7000 Hektar nach jahrelangem Gezerre endlich für Naturschutzzwecke auf die Länder übertragen habe. Diese Flächen könnten nun nicht mehr verkauft und möglicherweise anderweitig genutzt werden.

Das Grüne Band als Symbol der überwundenen Teilung Deutschlands, sei aber nicht nur eine Natur-, sondern auch eine Erinnerungslandschaft und damit gleich in zweifacher Hinsicht attraktiv für den Tourismus. Im Harz zum Beispiel funktioniere dies bereits sehr gut, sagt Andreas Lehmberg vom Harzer Tourismusverband (HTV). „Das Grüne Band als Bindeglied zwischen Natur und Geschichte hat für uns einen großen Stellenwert“. Der naturnahe Wanderweg entlang der früheren innerdeutschen Grenze werde bestens angenommen.

Auch in anderen Bereiche, wie in der Altmark in Sachsen-Anhalt oder in Thüringen, seien bereits viele Wanderwege entlang des Grünen Bandes ausgeschildert, sagt Geidezis.

Allerdings stößt die Naturschutz-Idee nicht überall auf Gegenliebe. Landwirte in der Region Göttingen jedenfalls machen mobil gegen das Projekt „Grünes Band Eichsfeld-Werratal“, für das die Heinz-Sielmann-Stiftung verantwortlich zeichnet. Das Naturschutz-Großprojekt, das sich nicht nur auf den schmalen früheren Grenzstreifen beschränkt, sondern zum Teil weit darüber hinaus geht, macht den Bauern Angst. „Sie fürchten massive Nachteile und finanzielle Verluste, wenn ihre Flächen unter Schutz gestellt werden“, sagt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Achim Hübner. Die Sielmann-Stiftung versichert allerdings, dass keine Flächen gegen den Willen der Eigentümer in das Naturschutzprojekt einbezogen werden sollen.

Das zur Erinnerung an die Wiedervereinigung an der früheren Grenze bei Duderstadt aufgestellte «WestÖstliche Tor», fotografiert am 09.11.2001. (ARCHIVFOTO: DPA)
Das zur Erinnerung an die Wiedervereinigung an der früheren Grenze bei Duderstadt aufgestellte «WestÖstliche Tor», fotografiert am 09.11.2001. (ARCHIVFOTO: DPA)
dpa