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Großbritannien Großbritannien: Virus bedroht Bestand der roten Eichhörnchen

Von Kathrin Klette 25.08.2006, 18:39
Ein Eichhörnchen frisst im Burggarten in Nürnberg. In Großbritannien ist das rote Eichhörnchen inzwischen vom Aussterben bedroht. 2026 könnten die Nager auf der Insel komplett ausgestorben sein. (Foto: dpa)
Ein Eichhörnchen frisst im Burggarten in Nürnberg. In Großbritannien ist das rote Eichhörnchen inzwischen vom Aussterben bedroht. 2026 könnten die Nager auf der Insel komplett ausgestorben sein. (Foto: dpa) dpa

London/dpa. - Die kleinen Roten, die inGroßbritannien vielerorts vom Aussterben bedroht sind, haben miteinem tödlichen Virus jetzt einen weiteren Feind. Der Überträger ist- natürlich - das Grauhörnchen. Showdown im Reich der Nager.

Das Grauhörnchen kam schon im 19. Jahrhundert aus Nordamerika nachEngland und wurde als exotischer Gefährte in den Gärten reicherBriten gehalten. Der graue Nager ist robuster und in derNahrungssuche weniger wählerisch als sein roter Verwandter, so dasser den Überlebenskampf klar für sich entscheidet.

Das so genannte Pox-Virus schleppten die Tiere wahrscheinlichbereits vor über 100 Jahren nach England ein. Laut einer Studie derUniversität Newcastle tragen inzwischen bereits 70 Prozent der grauenTiere das Virus in sich. Besonders gemein: Das Grauhörnchen überträgtdas Virus, erkrankt aber nicht. Infiziert sich dagegen ein rotesEichhörnchen, stirbt es innerhalb von ein bis zwei Wochen.

Da es keine Impfung gibt, sehen Forscher das Virus als größteBedrohung der Roten im Kampf gegen die Grauen. In Gegenden mit demVirus starben die roten Pelzträger bis zu 25 Mal schneller als inRegionen, die von dem Virus nicht befallen sind. 2016 könnten dieroten Nager, die ohnehin fast nur noch in Schottland und im NordenEnglands leben, deshalb im Vereinten Königreich komplett ausgestorbensein. «Entscheidend ist, dass wir das Virus unter Kontrollebekommen», sagte Peter Lurz, Leiter der Studie.

Tierschützer haben bereits allerlei Vorschläge gemacht, um dasrote Eichhörnchen, das seit 10 000 Jahren in Großbritannien lebt, zuretten: Um die Vermehrung der Grauhörnchen zu stoppen, sollten siemit Verhütungspillen gefüttert oder gar vergiftet werden. Einigeforderten auch, die grauen Nager zum Abschuss freizugeben. «Wenn wirso weitermachen und nichts unternehmen, nimmt die Natur ihren Laufund die Roten werden ganz ausgerottet sein», sagte Mel Tomkin vomschottischen Naturschutzverband SNH. Inzwischen stehen nur noch rund140 000 Rote sechs Millionen Grauen gegenüber.

Doch ob rot oder grau - manche Wissenschaftler halten nichts vonübertriebenem Tierschutz. Es sei Verschwendung, so viel Geld dafürauszugeben, sagte Stephen Harris, Professor an der UniversitätBristol. Die Tierfreunde müssten akzeptieren, dass die Grauen denKampf wohl bald für sich entscheiden würden.

Die einheimischen Nager sind den Briten aber so sehr ans Herzgewachsen, dass neben seriösen Plänen auch immer wieder kuriose Ideenaufkommen. Man könne das Fleisch der Grauhörnchen doch in Schulmensenanbieten und auf diese Weise die Population kontrollieren, hatte LordInglewood, Abgeordneter der Konservativen, einmal vorgeschlagen.Umgesetzt wurde dieser Plan zwar nicht. Doch die Briten haben genugvon den lästigen Einwanderern.