Großbritannien Großbritannien: Totgeglaubter «Kanu-Mann» lebte bei seiner Frau
London/dpa. - «Frau Darwin wird nunausführlich vernommen», sagte eine Polizeisprecherin. Die 55-Jährigewurde am Morgen unmittelbar nach der Landung ihrer aus Florida (USA)kommenden Maschine auf dem Airport von Manchester von uniformiertenBeamten abgeführt.
Die Polizei wirft dem 57-jährigen ehemaligen Gefängnismitarbeitervor, mit seinem vermeintlichen Tod die Auszahlung seinerLebensversicherung ergaunert zu haben. Der hoch verschuldete Darwinhatte nach Überzeugung der Ermittler im Frühjahr 2002 bei einerPaddeltour auf der Nordsee einen tödlichen Unfall mit seinem Kanuvorgetäuscht. Zudem wird ihm nach Angaben eines Polizeisprechers vomSonntag angelastet, sich mit falschen Angaben einen Reisepasserschlichen zu haben.
Das Gericht im Nordseestädtchen Hartlepool soll am Montag aufAntrag der Strafverfolgungsbehörde zunächst die Fortsetzung derUntersuchungshaft für Darwin genehmigen. Wann die eigentlicheVerhandlung beginnt, ist noch unklar.
John und Anne Darwin hatten nach Angaben britischer Medien mit demGeld eine Karibik-Ferienanlage bauen und dort unter anderemAbenteuer-Paddeltouren anbieten wollen. Wie Reporter in Panamaherausfanden, hatte das Paar in dem südamerikanischen Land vor sechsMonaten ein Grundstück in einer malerischen Gegend am KaribischenMeer gekauft. Bereits vor ihrer Rückkehr hatte Anne Darwin inExklusiv-Interviews für zwei Londoner Zeitungen ein Geständnisabgelegt.
Wie Darwins Frau Reportern der «Daily Mail» und des «Daily Mirror»erzählte, lebte der «Kanu-Mann» drei Jahre lang versteckt imgemeinsamen Haus des Paares in der nordostenglischen GrafschaftCleveland. «Während praktisch jeder dachte, John werde vermisst undgelte als tot, lebte er zu Hause bei mir», erzählte Anne Darwin denReportern in einem Hotel in Miami (US-Bundesstaat Florida). «Wirhatten viele Schulden, sie gingen in die Zehntausende. Er sagte, esgebe nur einen Ausweg, und der bestünde darin, seinen Todvorzutäuschen.»
Der Betrug flog in der zurückliegenden Woche durch ein Foto imInternet auf, das die beiden in Panama zeigte. Die Frau bestand beiihrer «Beichte» darauf, dass sie anfangs unschuldig war. Sie habenicht gewusst, dass ihr Mann sein Verschwinden bei einer Kanufahrtnur vorgetäuscht habe. Er sei erst elf Monate später bei ihraufgetaucht, und erst da sei ihr klar geworden, dass er die Ideeeines Versicherungsbetrugs verwirklichen wollte.
John Darwin hatte sich vor einer Woche auf einem Revier gemeldetund wurde wenig später festgenommen. Den Beamten erklärte er, sichnicht mehr daran erinnern zu können, was sich seit Juni 2000 inseinem Leben ereignet hat. Als Grund für Darwins Rückkehr nachGroßbritannien nannte seine Frau dessen Sehnsucht nach den beidenerwachsenen Söhnen. Der Vater habe Mark und Anthony nicht länger indem Glauben lassen wollen, dass er tot sei.
Wie die «Times» berichtete, sollte der Sonnentraum der Darwins voneinem Leben als Hotelbesitzer in Panama unweit des Dorfes Escobalverwirklicht werden. Viele Dorfbewohner sollen sich Hoffnungen aufJobs in der geplanten Ferienanlage oder auf Geschäfte mitausländischen Touristen gemacht haben. «Inzwischen haben wir alleserfahren über seinen vorgetäuschten Tod», sagte dieGemeindevorsteherin von Escobal, Leticia Escobar. «Was nun mit demLand wird, wissen wir nicht, aber das Hotel wird wohl nie gebautwerden.»