Großbritannien Großbritannien: Polizei jagt einen Serienmörder

London/dpa. - Zwischen 1975 und 1980 brachte dann der LastwagenfahrerPeter Sutcliffe im Norden des Landes mehr als ein Dutzend Frauen um. Der «Yorkshire Ripper» sitzt heute noch im Gefängnis. Nach dem Fund von fünf Frauenleichen binnen weniger Tage ist die englische Polizei jetzt wieder auf der Suche nach einem Serienmörder.
Auch einen Namen hat der neue Killer schon. Oder vielmehr zwei:der «Suffolk Ripper» - nach der Grafschaft im Südosten, in der dieLeichen entdeckt wurden - beziehungsweise der «Ipswich Ripper» - nachder Stadt, in der die Frauen als Prostituierte gearbeitet hatten.Noch haben sich die britischen Zeitungen, die am Dienstag allesamt ingroßer Aufmachung über die neue Mordserie berichteten, nichtentschieden. Bei den beiden am Dienstag gefundenen Toten handelt essich nach Einschätzung der Polizei mit größter Wahrscheinlichkeit umzwei seit mehreren Tagen vermisste Frauen im Alter von 24 und 29Jahren.
Der neue Fall weist insbesondere in einem Punkt große Parallelenzu den Taten von «Jack» und «Yorkshire Ripper» auf: Auch die Opferdes mutmaßlichen neuen Serienmörders verdienten sich ihr Geldzumindest gelegentlich mit Sex. Tania Nicol (19), Anneli Alderton(24) und Gemma Adams (25), deren Leichen zunächst gefundenen wurden,waren im Rotlichtviertel von Ipswich in der Nähe des Fußballstadionsals «vice girls» unterwegs, wie die Engländer das nennen, als«sündige Mädchen». Auch die beiden anderen Frauen sollen dortgearbeitet haben.
Die Leichen wurden seit Anfang des Monats in einem Umkreis von 15Kilometern rund um Ipswich gefunden. Zwei der Toten lagen in einemkleinen Flusslauf, seit vielen Tagen schon, was die Arbeit derErmittler erheblich erschwert. Kleider hatten sie keine mehr an. NachInformationen der Boulevardzeitung «Sun» wurden sie erstickt, was diePolizei aber nicht bestätigen wollte. Die dritte Leiche wurdeebenfalls nackt in einem Waldgebiet entdeckt. Sie wurde erdrosselt.Keine der Leichen wies Spuren einer Vergewaltigung auf. Auch vonMesserverletzungen ist - trotz «Ripper» - nichts bekannt.
Am Dienstag machten Spaziergänger dann die Fahnder auf eineweitere Frauenleiche aufmerksam, die wenige Meter vom Straßenrandentfernt nackt in einem Gebüsch lag. Kurz darauf entdecktenPolizisten von einem Hubschrauber aus die fünfte Leiche. Nach diesenbeiden Toten hatten auch Taucher die Gegend abgesucht.
Inzwischen ist sich die Polizei einigermaßen sicher, dass sie esmit einem Serienmörder zu tun hat. «Die Fakten sprechen für sich»,sagt der Leiter der Ermittlungen, Detective Chief SuperintendentStewart Gull. Es gebe «offensichtliche und erheblicheÜbereinstimmungen».
Die Polizei hat sich zudem die Akten von mehreren ungeklärtenMordfällen aus den vergangenen Jahren wieder vorgenommen. DieProfiler sind damit beschäftigt, eine Art Steckbrief des Täters zuerstellen - eine Arbeit, an der sich die Presse mit Hilfe von anderenExperten längst beteiligt. Der renommierte «Guardian» zum Beispielließ den Forensiker Michael Berry mit der Vermutung zu Wort kommen,der Täter sei von weißer Hautfarbe, Ende 20 oder Anfang 30, mit gutenOrtskenntnissen und «gut organisiert».
Berry sprach bei der Gelegenheit auch aus, was den Leuten inIpswich und anderswo die meiste Sorge macht. «Ich glaube, dass erweiter mordet, bis er gefangen ist. Das wird ein Intelligenzspielzwischen ihm und der Polizei.» Und das Spiel hat begonnen, denn Chef-Ermittler Gull hatte bereits eine Botschaft für den Killer: «RufenSie mich an. Sie haben eindeutig ein ernsthaftes Problem. Geben Sieauf!»