1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Großbritannien: Großbritannien: Pferde, Hunde, William und Kate - Wie Briten wetten

Großbritannien Großbritannien: Pferde, Hunde, William und Kate - Wie Briten wetten

Von Sandra Wosky 18.04.2011, 06:13

London/dpa. - Noch sind Prinz William und Kate Middleton nichtverheiratet, doch man kann bereits auf den Zeitpunkt ihrer Scheidungwetten. Weiter können wettbegeisterte Briten darauf setzen, ob derGemahl der Königin, Prinz Philip, während der Zeremonie einschläftund ob es am Wedding Day regnet.

Für jene Zweifler, die nicht daran glauben, dass es am 29. Aprilüberhaupt zur Eheschließung kommt, gibt es auch die passende Wette:Wenn «Waity Katie» - wie englische Zeitungen WilliamsLangzeitfreundin wegen ihres langen Wartens auf den Heiratsantragtauften - ihrem Traumprinzen am Altar den Laufpass gibt, zahltLadbrokes, einer der größten Wettanbieter des Landes, für jedeshierauf gesetzte Pfund hundert aus.

Im Vereinigten Königreich lässt sich praktisch auf alles wetten.«Es ist schon lange Teil unserer Kultur und gehört zum Alltag dazu»,sagt Rupert Adams von William Hill, dem nach eigenen Angaben größtenBuchmacher Großbritanniens. Seit 1961 sind Wettbüros außerhalb derRennstrecken legal und prägen seither das Bild der Straßen. Das«Punten» gehört zum Alltag wie die Leidenschaft für Pferde- undHunderennen und ist mit dieser eng verknüpft.

Laut einem Bericht der Wett-Kommission, die weite Teile desbritischen Glücksspiels reguliert, haben 16 Prozent der Bevölkerung2010 auf Pferderennen gewettet. Der drittgrößte britische BuchmacherCoral bestätigt, dass 40 Prozent seines Umsatzes aus Pferdewettenstammen. Das wichtigste Wettereignis des Jahres ist dasHindernisrennen Grand National, das jeden April stattfindet. «Daraufwerden bei uns 150 Millionen Pfund gewettet», sagt Rupert Adams.

Der Wettmarkt in Großbritannien verzeichnete in der Saison2009/2010 einen Umsatz von 21 Milliarden Pfund, sagt John Traversvon der Glücksspiel-Kommission. 8000 Wettbüros gibt es neben vielenInternetanbietern in Großbritannien.

In diesen Läden herrscht eine eigentümliche Atmosphäre. AufBildschirmen verfolgt die überwiegend männliche Klientel mehrereLive-Rennen. Einige Gäste blättern in der «Racing Post», einerreinen Wett-Tageszeitung. Der TV-Kommentar hallt durch den Raum undwenn ein Jockey stürzt, erklingt ein allgemeines Raunen. Hier und daunterhält man sich kurz. Keiner nimmt es dem anderen übel, wenn erübereilt davonstürzt, um noch schnell einen Wettkupon am Schalterabzugeben.

«Ich setze nur auf Hunderennen», sagt Straßenkehrer Richard Riad,und ich setze meistens auf den Hund mit dem schönsten Namen.» Auchdie bunt leuchtenden Roulette-Automaten sind hoch frequentiert. Für20 Pence gibt es den schnellen Nervenkitzel und die Hoffnung auf dasgroße Glück. «Mein größter Wettgewinn waren 950 Pfund am Automaten»,sagt der Gelegenheitsspieler.

Im digitalen Zeitalter verlagert sich jedoch ein immer größererTeil des Branchenumsatzes hin zu Online-Wetten. So zog etwa VictorChandler 1998 als einer der ersten mit seiner Firma nach Gibraltar,um die britische Glücksspielsteuer zu umgehen. Die entgangenenSteuereinnahmen bewegten die Labour-Regierung 2001 dazu, dieWettsteuer abzuschaffen. Seither werden nur noch die Gewinne derBuchmacher besteuert.

Die Kreativität der britischen Wettbüros hat trotz dererleichterten Bedingungen nie nachgelassen. So nahm William Hill1961 eine 20-Pfund-Wette zum Kurs von 100/1 an, dass ein Mensch vor1970 den Mond betreten würde und musste acht Jahre spätertatsächlich die 2000 Pfund Gewinn auszahlen.

Einige Buchmacher nehmen gar Wetten darauf an, dass die Welt vorJahresende untergehen wird - auch wenn die Gewinner ihr Geld wohlnie ausgezahlt bekämen. Neulich hat William Hill eine Alien-Wettemit einem Einsatz von 1000 Pfund zum Kurs von 1000/1 angenommen.Wenn der US-Präsident die Existenz von intelligentem Leben außerhalbder Erde bestätigt, darf sich der Wetter über 100 000 Pfund freuen.

Zurzeit liegt der Fokus der Buchmacher indes ganz auf demIrdischen - genauer gesagt, dem Royalen. Ladbrokes sieht dabei inder Wette um die Farbe des Hutes der Königin das größteUmsatzpotential. Grün, grau, oder doch lieber gelb - ob QueenElizabeth II. bei ihrer Wahl wohl auf die Millionen-EinsätzeRücksicht nehmen wird?