Großbritannien Großbritannien: Nach dem Sex nun die Moral
London/dpa. - Ihr erstes Buch wurde von «Bild» als «schönste Sauerei des Jahres» gefeiert; mit ihrem zweiten will Madonna (45) nun Kinderherzen erobern. Nach dem Fotoband «Sex», der ihr vor zehn Jahren den Beinamen «Pornodonna» einbrachte, veröffentlicht die amerikanische Verwandlungskünstlerin am kommenden Montag (15. September) ihr erstes Kinderbuch mit dem Titel «Die englischen Rosen».
Das Werk soll zur selben Zeit in über 100 Ländern - darunter Deutschland - und 42 Sprachen erscheinen. Madonnas PR-Experten sprechen von der «größten simultanen Veröffentlichung eines Buches in mehreren Sprachen seit Erfindung des Buchdrucks». Der Inhalt wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis - das haben ihre Werbestrategen wohl bei Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling abgeguckt. Alles, was die Autorin bisher verraten hat, ist: «"Die englischen Rosen" ist die erste von fünf Geschichten, die ich geschrieben habe. Es geht um Neid und Eifersucht. Und wie das für so viel Leid in unserem Leben sorgt.» Das Buch basiere auf den Lehrsätzen mystischer hebräischer Kabbala- Schriften.
Popstar, Filmstar, Starautor - so erstrebt es die Frau, die sich in ihrer 20-jährigen Karriere immer wieder neu erfunden hat. Man kann sich aber auch Schlagzeilen vorstellen wie «Sexsymbol verzieht sich auf die Bettkante» oder «Vom Skandal-Weib zur heimeligen Mutti» - und das klingt dann schon nicht mehr so toll. In letzter Zeit musste sich die «Queen of Pop» als «Queen of Flops» verspotten lassen. Ihr Film «Swept Away», bei dem Ehemann Guy Ritchie Regie führte, wurde von der US-Presse einhellig verrissen. Er sei «genauso furchtbar, wie Sie gehört haben, und so schlecht, wie Sie es sich nur vorstellen können», urteilte die «Washington Post». Die Produktion spielte noch nicht einmal 600 000 Euro ein.
Doch der Chef des englischen Penguin-Verlags, John Makinson, ist sicher, dass Madonna als Schriftstellerin ein Riesenerfolg wird. «Die englischen Rosen» richte sich an fünf- bis achtjährige Kinder aus allen sozialen Schichten und Ländern - da scheint es das «Material Girl» wieder einmal auf den denkbar größten Absatzmarkt anzulegen. Geschäftstüchtigkeit hat ihr noch niemand abgesprochen: Schon ihr Schwangerschafts-Tagebuch verkaufte sie für eine sechsstellige Summe an ein US-Magazin.
Selbst allerdings begründet sie ihre neue Laufbahn ganz anders. Es gehe ihr darum, Kinder zu «inspirieren» und endlich mal was Anspruchsvolles zu bieten. Für ihre eigenen Sprösslinge Lourdes (6) und Rocco (3) habe sie vergebens nach einer Lektüre gesucht, die nicht «seicht und leer» sei: «Wir konnten mit dem Barbie-Zeug nichts anfangen.» Vor allem fehle heute die Moral von der Geschicht, beklagt die einstige Provokateurin, die vom Vatikan als eine Art Ausgeburt der Hölle verteufelt wurde.
Für den Fall, dass es doch nicht klappt, hat Madonna, die Kreative, schon neue Ideen: «Ich kann auch sehr gut Füße massieren.»