Großbritannien Großbritannien: Lebenslänglich für Mord an «Beckham-Mädchen»

London/dpa. - Der englische Schulhausmeister Ian Huntley (29) ist wegen Mordes an den beiden «Beckham-Mädchen» Holly und Jessica zu lebenslanger Haft verurteilt worden. «Ihre Tränen sind nie für Holly und Jessica geflossen, sondern immer nur für Sie selbst», sagte der Richter am Mittwoch in London bei der Urteilsverkündung. Die Ermordung der beiden zehnjährigen Freundinnen in ihren roten David- Beckham-Trikots hatte im vergangenen Jahr weltweit für Aufsehen gesorgt.
Huntleys Ex-Freundin, die Hilfslehrerin Maxine Carr (26), wurde wegen Justizbehinderung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Jury sprach sie aber von dem Vorwurf frei, Huntley bei seinem Verbrechen geholfen zu haben. Innenminister David Blunkett ordnete eine Untersuchung dazu an, wie Huntley die Hausmeisterstelle an der Schule bekommen konnte, obwohl die Polizei schon drei Mal wegen Sexualdelikten an Minderjährigen gegen ihn ermittelt hatte.
Huntley hat zugegeben, dass die beiden Mädchen in seinem Haus in Soham bei Cambridge durch sein Verschulden umgekommen sind. Dies sei aber durch eine Verkettung unglücklicher Umstände geschehen und von ihm nicht gewollt gewesen. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete dies als «Lüge» und vermutete ein «sexuelles Motiv».
Das Verschwinden der beiden Mädchen hatte im vergangenen Jahr eine der größten Fahndungen der britischen Kriminalgeschichte ausgelöst. Sie dauerte fast zwei Wochen. Während dieser Zeit gaben Huntley und Carr Dutzende von Fernsehinterviews und erzählten scheinbar sehr besorgt von den Mädchen, die sie beide gut gekannt hatten. In einem der Interviews sagte Huntley, er sei wahrscheinlich das «letzte freundliche Gesicht» gewesen, das die Mädchen noch auf der Straße gesehen hätten. Als «gnadenlosen Zynismus» bewertete der Richter, dass Huntley dem Vater von Holly sogar versicherte, wie sehr er mit ihm mitleide.
Beim Absuchen des Schulgeländes fand die Polizei schließlich die verkohlten Reste der roten Manchester-United-Shirts, in denen die Mädchen losgezogen waren. Fasern der Kleidungsstücke wurden in Huntleys Wohnung gefunden.
Während des Prozesses vor dem Strafgericht Old Bailey sagte Huntley aus, die Mädchen seien an jenem Tag zu ihm gekommen, weil Holly Wells Nasenbluten gehabt habe. In seinem Badezimmer habe sich das Mädchen auf den Rand der gefüllten Badewanne gesetzt und sei durch ein Missgeschick hineingefallen. Als Jessica Chapman daraufhin angefangen habe zu schreien, habe er ihr den Mund zugehalten, bis sie sich nicht mehr bewegt habe: «Ich habe einfach Panik bekommen.»
Doch die Jury glaubte ihm nicht und sprach ihn nach viertägiger Beratung mit elf zu einer Stimme schuldig. Wie lange Huntley mindestens im Gefängnis bleiben muss, wird wahrscheinlich erst in einigen Monaten vom höchsten britischen Zivilgericht festgelegt werden.