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Großbritannien Großbritannien: «Ich bin kein Pädophiler»

12.01.2003, 14:37

London/dpa. - Der britische Rockmusiker Pete Townshend (57) hat zugegeben, sich im Internet Websites mit Kinderpornografie heruntergeladen und dafür bezahlt zu haben. Das habe er aber nur getan, um sich für eine geplante Kampagne gegen Kindesmissbrauch zu informieren, sagte der Gitarrist von «The Who» am Samstag in London. «Ich bin kein Pädophiler», beteuerte er. «Ich halte Pädophilie für abstoßend.»

Er vertrete aber die Ansicht: «Um gegen Pädophilie zu kämpfen, muss man wissen, was da draußen los ist.» Außerdem arbeite er an seinen Memoiren, und da er als Kind möglicherweise selbst sexuell missbraucht worden sei, habe er sich zu diesem Thema kundig machen wollen. Townshend hat auch eine Rockoper («Tommy») über ein missbrauchtes Kind geschrieben.

Die «Daily Mail» und andere britische Zeitungen hatten zuvor berichtet, ein international bekannter britischer Rockstar sei nach Erkenntnissen der amerikanischen Polizei Kunde von Internet-Sites mit pornografischen Abbildungen von Kindern gewesen. Nun ermittele die Londoner Polizei Scotland Yard gegen den Star. Townshends Name wurde in den Artikeln nicht genannt, doch nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung wandte sich der Musiker selbst an die Presse.

Townshend hat nach eigenen Angaben schon vor längerem von sich aus Kontakt zu Scotland Yard aufgenommen, um die Polizei über seine Pädophilen-Recherchen zu informieren. Nun werde er als Perverser hingestellt: «Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass das passieren würde, und ich glaube, das könnte die schädlichste Sache meiner Karriere werden.» Er wolle sich jetzt mit seinen Anwälten darüber beraten, wie er seinen Namen säubern könne, sagte er. Die britische Presse zitierte am Sonntag Fans des Stars mit dem Tenor, bei ihm gelte der Grundsatz: «Im Zweifel für den Angeklagten.»

Scotland Yard lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher der Zentralstelle der britischen Polizei zur Registrierung von Kinderschändern wollte den Fall zwar auch nicht kommentieren, kritisierte Townshend aber indirekt: «Es gibt viele Leute, die glauben, sie würden niemandem schaden (wenn sie sich Kinderpornografie ansehen)», sagte er. «Aber sobald sie das Geld dafür überweisen, unterstützen sie den Missbrauch von Kindern.»

1999 war der britische Popstar Gary Glitter zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt worden, weil auf seinem Laptop pornografische Bilder von Kindern gefunden worden waren. Der Sänger und Pop-Produzent Jonathan King verbüßt seit 2001 eine siebenjährige Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs von fünf Jungen.