1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Großbritannien: Großbritannien: Falscher Earl of Buckingham will seine Identität geheim halten

Großbritannien Großbritannien: Falscher Earl of Buckingham will seine Identität geheim halten

Von Patrick T. Neumann 07.11.2005, 13:52
Blick auf den Buckingham-Palast, die offizielle Residenz der englischen Königsfamilie in London. (Foto: dpa)
Blick auf den Buckingham-Palast, die offizielle Residenz der englischen Königsfamilie in London. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

London/dpa. - Mehr als 20 Jahre war er der Earl of Buckingham,für seine Frau, seine Kinder, seine Nachbarn und seineArbeitskollegen - doch der letzte echte adlige Buckingham ist seitüber 400 Jahren tot. Der Betrüger, der sich den ausgestorbenen Titelunter den Nagel riss, muss an diesem Dienstag möglicherweise insGefängnis. Er weigert sich beharrlich, seine wahre Identitätpreiszugeben, wie die «Times» am Montag berichtete. Warum der«Mystery Man» dies tut, ist der Polizei ein Rätsel.

Der Mann hatte 1983 die Identität von Christopher EdwardBuckingham angenommen, einem Säugling, der bereits 20 Jahre zuvorim Alter von nur acht Monaten gestorben war. Unter diesem Namen bekamder Betrüger einen britischen Pass, einen Führerschein und eineSozialversicherungsnummer. Doch damit nicht genug: Um dem Namen mehrKlang zu verleihen, stahl er den Adelstitel und ließ Briefpapier mitdem Familienwappen der Buckinghams drucken - Aufdruck: «Vom Büro desLord Buckingham».

Seine Frau und seine Kinder Lindsey (19) und Edward (17) ahntennichts; der Sohn glaubte gar, er werde den Adelstitel später einmalerben, schreibt die «Times». Doch im Januar dieses Jahr zogenbritische Grenzschützer im Hafen von Calais seinen Pass ein, derbereits zwei Jahre zuvor bei einem Routineabgleich mit demTotenregister als ungültig erkannt worden war.

Bei seiner Vernehmung auf der Polizeiwache habe der Mann, der seit2001 für eine Schweizer Versicherung arbeitete, einen sehrselbstbewussten Eindruck gemacht und von einem «schrecklichenVersehen» gesprochen. «Er erzählte uns eine ziemlich glaubwürdigeGeschichte - über seine Eltern und seine Kindheit. Bis wir fragten,auf welcher weiterführenden Schule er gewesen sei und er antwortete,er könne sich nicht erinnern. Ich kenne absolut niemanden, der seineSchulzeit vergessen hat», sagte Wachtmeister Dave Sprigg.

Mittlerweile hat der Möchtegern-Graf zugegeben, unter falschemNamen einen Pass beantragt zu haben, was ihn zwei Jahre ins Gefängnisbringen könnte. Doch seine wahre Identität will der «Mystery Man»,der als wohlhabend gilt, weiter geheim halten. Die Polizei nimmt an,dass der Mann in kriminelle Machenschaften verstrickt war, die erunter dem Deckel halten will. Doch selbst DNA-Tests und der Abgleichseiner Fingerabdrücke gaben den Ermittlern bisher keine Spur. Nunsoll die internationale Polizeibehörde Interpol die Identität desMannes prüfen, denn Constable Sprigg ist sich sicher: «Es muss einenwirklich ernsten Grund geben, warum er so sehr auf Geheimhaltungbedacht ist.»