Glücksspiel Glücksspiel: In Blumberg träumen Beamte und Politiker vom Lottoglück

Blumberg/dpa. - Zur Sanierung der leeren Stadtkasse hofft die 10 660Einwohner zählende Kommune an der deutsch-schweizerischen Grenze aufdie richtigen Zahlen und das große Glück.
Auch wenn allein vom Gesetz her im Haushaltsplan «natürlich nichtmit einem Lottogewinn gerechnet wird», wie Stadtkämmerin BirgitFriedrich betont. Gut täten der finanzschwachen Gemeinde einigeunverhoffte Millionen schon. Deshalb haben sich die Gemeinderäte undMitarbeiter im Rathaus bereit erklärt, zum finanziellen Wohl derStadt in ihre Privatkasse zu greifen. Mit einen Teil ihrerSitzungsgelder und Löhne setzen sie auf Fortuna und finanzieren denregelmäßigen Kauf der Lottoscheine.
Damit die Gewinne wirklich dem Stadtsäckel zugute kommen und nichtprivaten Konten, ist die kommunale Tippgemeinschaft äußerst penibel.Jeder, der mit seinen Beiträgen der Stadt zum Lottoglück verhelfenwill, muss eine entsprechende Vereinbarung unterschreiben. Was mitden Gewinnen gemacht wird, ist jedoch nicht festgeschrieben.
Im Herbst des Jahres 2001 entstand die Idee. Der Gemeinderat trafsich nach der regulären Sitzung in einer Gaststätte. Im Laufe desAbends drückten die Zahlen aus der Stadtkämmerei immer mehr auf dieGemüter. Doch es gab eine Lösung ohne Steuererhöhung und Kredite:Lottospielen. «Seit dieser Zeit wird regelmäßig Lotto gespielt. Immerzwölf Kästchen und immer die gleichen Zahlen», sagt Lauble. Seitkurzem spielt die kommunale Tippgemeinschaft nicht nur samstags,sondern auch mittwochs.
Denn die fehlenden Einnahmen aus Steuern und Abgaben lasten auchauf dem Blumberger Stadtsäckel. Zwar sei man «das Sparen seit Jahrengewöhnt», sagt die Kämmerin, die nach eigenen Angaben eine «strengeHaushaltspolitik» verfolgt. Doch weil vieles bereits gestrichenwurde, findet der Rotstift immer weniger.
Zudem hat die Gemeinde ein großes Problem: den EigenbetriebAbwasser. Wegen der zwar reizvollen, aber topografisch hinderlichenLage im Hügelland zwischen Schwarzwald und der Schweizer Grenze mussBlumberg in Eigenregie zwei kostenintensive Kläranlagen betreiben.«Dadurch gibt es keine Synergieeffekte wie in anderen Gemeinden»,sagt Friedrich. Und das drückt sich in der Pro-Kopf-Verschuldung aus:Allein aus dem städtischen Haushalt beläuft sich diese auf 700 Euro.Rechnet man die Schulden des städtischen Eigenbetriebs Abwasserhinzu, kommt man auf 2500 Euro Schulden pro Einwohner. «Das ist weitüber dem Durchschnitt», sagt die Kämmerin.
Und so zücken die Beamten im Rathaus weiter den Rotstift, auf derSuche nach Einsparungen. An den Stammtischen geraten die Gemeinderäteschon einmal ins Träumen: Was könnte mit den Lotto-Millionen nichtalles getan werden? «Kleinstbeträge» hat die Tippgemeinschaft auchwirklich schon gewonnen, verrät der beamtete Lottospieler Lauble,«aber eben keine Millionen.»
Einzelheiten will Lauble nicht nennen. «In die Öffentlichkeitgehen wir erst, wenn wir das große Los gezogen haben.» Und das könnenoch dauern. Die bisherigen Gewinne seien so gering gewesen, dass siezur Sanierung des städtischen Haushalt nicht ausgereicht hätten.