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Landgericht Hannover Obdachloser sitzt tot auf Parkbank - 53-Jähriger gesteht

Schreckliche Entdeckung: Auf einer Parkbank im Stadtwald von Hannover sitzt ein lebloser Mann mit Stichverletzungen. Ein 53-Jähriger stellt sich, im Prozess gesteht er - eines aber macht er ganz klar.

Von Thomas Strünkelnberg, dpa Aktualisiert: 13.05.2025, 13:14
Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Obdachlosen in Hannover gesteht der Angeklagte die Tat.
Im Prozess um den gewaltsamen Tod eines Obdachlosen in Hannover gesteht der Angeklagte die Tat. Julian Stratenschulte/dpa

Hannover - Der Passant, der ihn entdeckte, muss den Schreck seines Lebens bekommen haben: Ein Obdachloser saß tot auf einer Parkbank in Hannovers Stadtwald Eilenriede - erstochen. Das war vor fast vier Jahren. Im November 2024 stellte sich überraschend ein Mann der Polizei in Bielefeld. Im Prozess am Landgericht Hannover gestand der 53-Jährige die Tat nun, machte aber klar, impulsiv gehandelt zu haben.

Denn die Tat habe er nicht geplant, sagt er zum Prozessauftakt. Das Klappmesser habe er immer dabei, es sei mehr ein Werkzeug. Warum er damit aber zugestochen habe - „ich habe keine Ahnung“. Der 54 Jahre alte Obdachlose wurde am 6. Juli 2021 auf der Parkbank in der Eilenriede getötet. Sein Körper wies erhebliche Stichverletzungen auf, ein Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.

Wehrlosigkeit ausgenutzt?

Die Staatsanwältin warf dem 53-Jährigen auf der Anklagebank vor, heimtückisch einen Menschen getötet zu haben. Der Kroate soll sich demnach einige Tage in Hannover aufgehalten haben, im Stadtwald soll er laut Anklage gesehen haben, wie sich das spätere Opfer Kindern und Jugendlichen näherte und dabei undefinierbare Laute ausstieß, was diese als belästigend empfanden. 

Später soll er laut Anklage beschlossen haben, den Obdachlosen zu töten. Dabei soll er ausgenutzt haben, dass der 54-Jährige arg- und wehrlos war. Er soll achtmal gezielt auf den Hals des Opfers eingestochen haben. Der ältere Mann sei an seinen Stichverletzungen in Hals und Nacken verblutet.

Angeklagter: „Ich war irritiert“

In seiner Einlassung sagte der Angeklagte, er sei damals für vier Tage in Hannover gewesen, habe Arbeit gesucht. In der Eilenriede habe er Kinder in der Nähe spielen sehen - als sich der Obdachlose allerdings zu ihnen setzte, seien sie gegangen. Nachmittags habe er auf einer Parkbank zwei Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren gesehen, auch ihnen sei der Mann nahe gekommen - sie hätten sich sichtlich unwohl gefühlt und seien ebenfalls gegangen. 

Der 53-Jährige erklärte, er habe den ganzen Tag auf einen Anruf gewartet - und auf Arbeit. Abends habe er nach dem Abendessen Bier und Wodka getrunken und einen Spaziergang gemacht. Aus einem Kiosk habe er Bier geholt und getrunken, außerdem Joints geraucht. Schließlich habe er im Park erneut „unartikulierte Sprache“ gehört und den Obdachlosen zum dritten Mal gesehen und vor sich hin brabbeln hören: „Ich war irritiert.“ Dann habe er „impulsiv“ das Messer genommen und zugestochen, danach sei er geflohen: „Ich hatte echt Angst.“ Das Messer habe er weggeworfen. 

In der Nacht habe er nicht schlafen können, ohnehin seien die folgenden drei Jahre die „schlimmste Zeit in meinem Leben“ gewesen, er sei fünf Monate in einer psychiatrischen Klinik gewesen. Er habe unter der Tat gelitten, betonte der Mann. Schließlich habe er sich gestellt.

Lange fehlte von dem mutmaßlichen Täter jede Spur. Nach einem Fahndungsaufruf in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ gab es Mitte 2022 neue Hinweise in dem Fall. Eine echte Überraschung war es daher, als der nun Angeklagte sich stellte. Der Vorsitzende Richter Martin Grote sagte, der heute 53-Jährige habe vorher schon Menschen getötet - er sei im Krieg gewesen.