Gesundheitstechnik Gesundheitstechnik: Erste gedankengesteuerte Armprothese
Wien/dpa. - Doch das könnte jetzt anders werden. Kandlbauer demonstrierte am Dienstag vor Journalisten in Wien den Prototyp der ersten vollständigen und funktionsfähigen Armprothese, die sich vom Patienten mit den Gedanken steuern lässt wie ein natürlicher Arm. Er ist damit nach Angaben der Entwickler der erste Europäer, der mit Hilfe dieser Technik versorgt wurde.
Voraussetzung für das Funktionieren der Prothese, die von Wiener Experten des deutschen Unternehmens Otto Bock zusammen mit Wissenschaftlern in den USA entwickelt wurde, ist eine komplizierte Operation, die außer in Wien bisher nur in medizinischen Zentren in Chicago und Seattle möglich ist. Dabei müssen die Nerven, die ursprünglich zu den amputierten Gliedmaßen führten, verlagert werden. Durch diesen Nerventransfer können Signale, die ursprünglich für die Steuerung des Arms verantwortlich waren, auch für die Steuerung der Prothese genutzt werden. Im Schaft der Prothese sind Elektroden eingearbeitet, die die Steuersignale des Patienten aufnehmen. Eine Elektronik im Inneren der Prothese setzt die empfangenen Signale anschließend um und erkennt die gewünschte Bewegung.
Im Gegensatz zu früheren Entwicklungen kann die neue Prothese, mit der in den USA in leichten Abwandlungen inzwischen sechs Patienten ausgestattet wurden, über sieben Gelenke deutlich mehr Bewegungen in verschiedene Richtungen ausführen. Und das von der Schulter bis zur Hand. «Die gedankengesteuerte Prothese ermöglicht eine intuitive Steuerung. Der Patient denkt an die Bewegung seines verloren gegangenen Arms» erläuterte Hans Dietl, Wiener Geschäftsführer des Unternehmens. Die Elektronik leitet die Befehle dann weiter, die von den Motoren umgesetzt werden.
Allerdings ist die Prothese nur für Patienten geeignet, deren Armamputation noch nicht allzu lange zurückliegt. Denn noch vorhandene Nerven des amputierten Arms müssen mit übriggebliebenen Muskelgruppen verbunden werden. Sind die Nerven erfolgreich eingewachsen, trainiert der Patient zunächst die verschiedenen Bewegungsmuster, bis von den Muskelgruppen bei Kontraktion ausreichend starke elektrische Impulse abgenommen werden können. Elektroden leiten diese Impulse dann an die Prothesenelektronik weiter. So wird der künstliche Arm letztlich direkt vom Gehirn gesteuert.