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Gesundheit Gesundheit: Patient in Münster mit gefährlichem Lassa-Fieber infiziert

21.07.2006, 16:43
Eine Frau mit einem Kind im Arm betrachtet den Übersichtsplan vor der Universitätsklinik Münster. (Foto: dpa)
Eine Frau mit einem Kind im Arm betrachtet den Übersichtsplan vor der Universitätsklinik Münster. (Foto: dpa) dpa

Münster/dpa. - Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg habe die Lassa-Infektionbei dem Mann am Freitagnachmittag bestätigt, sagte der behandelndeArzt Ekkehard Hilker vom Universitätsklinikum in Münster. Der Patientsollte noch am Freitag mit einem Isoliertransport in die für solcheFälle spezialisierte Universitätsklinik Frankfurt am Main gebrachtwerden.

Eine Gefährdung der Bevölkerung schlossen die Hygiene-Experten desKlinikums Münster aus. Ärzte und Pfleger, die Kontakt mit dem Mannhatten, würden zum Teil vorsorglich behandelt und überwacht. Die inWestafrika verbreitete Krankheit verläuft bei 5 bis 20 Prozent derins Krankenhaus eingewiesenen Patienten tödlich.Hauptinfektionsquelle sind nach Angaben des Hamburger TropeninstitutsNagetiere. Aber auch Übertragungen von Mensch zu Mensch sind möglich.

Das 1969 im nigerianischen Lassa erstmals bei Menschennachgewiesene Fieber ist in Deutschland sehr selten. Bei demAfrikaner handelt es sich nach Daten des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) erst um den fünften Fall in Deutschland seitEntdeckung der Krankheit.

Bei dem 70-Jährigen fanden die Hamburger Tropenmediziner dasgefährliche Virus im Nervenwasser sowie in Blut, Urin und demRachenraum. Der mit einer Deutschen verheiratete Schwarzafrikanerzeigte den Angaben seines Arztes zufolge keine typischen Symptome derErkrankung wie Hautblutungen, Erbrechen oder innere Gewebeschäden.«Es ist nicht das klassische Bild einer Lassa-Infektion, aber esbestand bereits ein hochgradiger Verdacht», sagte Hilker. Zudemgehörte der 70-Jährige als Unfallchirurg in Westafrika zu einer sehrgefährdeten Berufsgruppe.

Der Mann, der in Deutschland Medizin studiert hatte, war am 11.Juli in die Klinik in Münster gebracht und zunächst wegenneurologischer Probleme überwacht worden. Fünf Tage später kam er aufdie Intensivstation. Derzeit werde der in einem Isolierraum liegendePatient künstlich beatmet.

Die aus dem Raum Münster stammende Ehefrau hatte den Flug ihresMannes nach Deutschland veranlasst, da es ihm seit Monaten zusehendsschlechter ging. Sie selbst sei wegen der Bürgerkriegswirren inSierra Leone bereits länger wieder in der deutschen Heimat, sagteOberarzt Hilker.

Zuvor waren dem RKI zufolge bundesweit erst vier Lassa-Erkrankungen dokumentiert worden, die alle eingeschleppt wurden.Dabei handelt es sich um zwei Fälle aus den Jahren 1974 und 1985 beiÄrzten sowie um zwei tödlich verlaufene Infektionen aus dem Jahr 2000- eine Studentin, die sich in Afrika aufgehalten hatte, und einNigerianer, der zur Diagnostik und Behandlung nach Deutschlandgeflogen worden war.