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Gespräch mit Sektenexperten Gespräch mit Sektenexperten: Keine ausgeprägte Satanisten-Szene in Thüringen

12.07.2001, 12:01

Erfurt/dpa. - In Thüringen gibt es nach Ansicht des ErfurterSektenexperten Ingo Weidenkaff keine ausgeprägte satanistische Szene.Die meisten bekannten Vorfälle wie Friedhofsschändungen oderSchmierereien an Kirchen verübten «Trittbrettfahrer», die eigentlichnicht als Satanisten zu bezeichnen seien, sagte der Fachreferent beider Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Thüringen amDonnerstag in einem dpa-Gespräch. Satanisten beschäftigten sich vorallem in den eigenen vier Wänden mit ihrer Ideologie.«Ritualhandlungen und Katzenmorde gehören nicht dazu». Die meistenSatanisten distanzierten sich von Schändungen und Gewalttaten.

Die gesamte okkulte Szene sei klein, aber im Wachsen, sagteWeidenkaff. Bei einer Studie vor zwei Jahren unter 800 ThüringerJugendlichen hätten sich fünf als Satanisten bekannt. Thüringenspiele im bundesweiten Vergleich nach seinen Beobachtungen keineherausragende Rolle. «Vor allem bei Friedhofsschändungen gibt es inSachsen mehr und mehr Militanz.»

Außer den eigentlichen Satanisten gebe es zahlreiche Szenen wieGruftis, Black-Metal-Anhänger oder Gothics, sagte Weidenkaff. Gruftisträfen sich etwa auf Friedhöfen, ohne sie aber zu schänden. Es gebezwischen den verschiedenen Szenen höchstens eine gewisse Ähnlichkeitder Ideologien, die man unter dem Begriff Sozialdarwinismuszusammenfassen könne.

Der Mord an dem Sondershäuser Schüler Sandro Beyer von 1993 habe«herzlich wenig» mit Satanismus zu tun, sagte Weidenkaff. Der nacheinem Bewährungswiderruf in den USA festgenommene Mittäter HendrikMöbus sei ein Protagonist der rechten Szene und kein Satanist. In derokkulten Szene drifteten manche nach rechts ab.