Vogelgrippe in Brandenburg Geflügelpest: Tausende Puten und Hunderte Kraniche tot
Mehr als 9.000 Enten und Puten getötet - die Geflügelpest trifft Landwirte in Brandenburg hart. Aber auch Vogelschützer sind geschockt: Sie sammeln Hunderte tote Kraniche ein.

Potsdam - Der Ausbruch der Geflügelpest in einem zweiten Betrieb in Brandenburg löst wachsende Besorgnis aus und setzt Landwirte wegen erhöhter Schutzvorkehrungen unter Druck. Bislang wurden insgesamt mehr als 9.000 Enten und Puten als Folge der Tierseuche in zwei Beständen in den Landkreisen Märkisch-Oderland und Potsdam-Mittelmark getötet. Auch Hunderte Kraniche in den Linumer Teichen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin starben. Helfer sammelten dort die toten Tiere ein.
Im November beginnt zudem die Hochsaison für das Geschäft mit Gänsen und Enten, die traditionell rund um den Martinstag (11. November) und Weihnachten auf den Tisch kommen. Es gebe für den Verbraucher aber keinen Grund zur Panik, meinte Bauernpräsident Henrik Wendorff. „Der Weihnachtsbraten in Brandenburg ist nicht gefährdet.“
Doch das Risiko für einen Ausbruch der Geflügelpest ist in diesem Herbst hoch. Brandenburg ist laut Bauernverband wegen vieler rastender Wildvögel extrem anfällig. Bauernpräsident Wendorff plädiert auch dafür, über neue Wege zum Schutz vor der Geflügelpest zu diskutieren: Er bringt eine Impfung von Geflügel und eine Vergrämung von Zug- und Rastvögeln ins Gespräch.
Wie ist die Situation in Brandenburg bislang?
In einem Putenmast-Betrieb in Roskow im Amt Beetzsee (Kreis Potsdam-Mittelmark) brach die Geflügelpest aus, wie die Gemeinde mitteilte. Es ist der zweite Fall bei einem Nutzgeflügelbestand in diesem Herbst in Brandenburg. Rund 6.200 Puten wurden getötet, wie die Kreisverwaltung in Bad Belzig mitteilte.Vor wenigen Tagen waren bereits in einem Entenzucht-Betrieb im Landkreis Märkisch-Oderland wegen der Geflügelpest 2.900 Tiere gekeult worden. Das Geflügel wird laut Bauernverband durch die Einleitung von Gas getötet.
Im Teichland Linum, wo viele Zugvögel auf ihrem Zug gen Süden rasten, wiesen die Experten das Virus bei einem Kranich nach. Dort sammeln freiwillige Helfer mehrere Hundert tote Tiere ein, wie der Naturschutzbund Nabu am Nachmittag mitteilte. „Schätzungsweise sind bereits bis zu tausend Kraniche verendet.“ Auch bei einer Wildgans im Trebbiner Ortsteil Glau (Kreis Teltow-Fläming) ist der für Vögel hoch ansteckende Erreger nachgewiesen worden.
Wie bewerten die Experten die Gefahr?
Das bundesweit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat das Risiko für Ausbrüche in Geflügelhaltungen von „gering“ auf „hoch“ gesetzt und das für Wildvögel von „moderat“ auf „hoch“. Zwischen September und 20. Oktober wurden 15 Ausbrüche bei Geflügel in sieben Bundesländern registriert. Die hohe Zahl an betroffenen Geflügelbetrieben hängt laut FLI mit der aktuellen Wildvogeldichte und den -bewegungen zusammen. Der bislang größte betroffene Bestand mit 35.000 Tieren liegt in Mecklenburg-Vorpommern.
Welche Auflagen nach einem Ausbruch gelten
Rund um die Geflügelbetriebe werden nach einem Ausbruch Schutz- und Überwachungszonen mit einem Radius von drei und zehn Kilometern ausgewiesen. Dort gelten besondere Vorkehrungen zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt. Hinweisschilder machen darauf aufmerksam.
Die Liste der Auflagen im Umkreis betroffener Betriebe ist lang. Tiere müssen so gehalten werden, dass sie nicht mit Wildvögeln in Kontakt kommen. Tiere, die in Freilandhaltung stehen, sollen in den Stall oder unter eine Schutzvorrichtung. Zudem gilt ein Transportverbot für Geflügel und Eier sowie strenge Hygienevorschriften. Geflügelausstellungen und -märkte sind verboten.
Im Herbst ist normalerweise die beste Zeit, um Kraniche an ihren Rastplätzen zu beobachten. Doch wegen der Vogelgrippe sind jetzt alle Führungen in Linum abgesagt. Die Organisatoren appellieren auch, nicht auf eigene Faust loszuziehen.
Bauernverband auch für Abschreckung von Wildvögeln
Der brandenburgische Bauernpräsident Wendorff zeigte sich wegen des hohen Seuchenrisikos durch Zug- und Rastvögel besorgt. Vor allem Geflügelhalter, deren Tiere viel Außenkontakt hätten, stünden unter Druck - zumal Brandenburg ein Bundesland mit besonders vielen Vogelschutzgebieten sei. Kraniche etwa sind streng geschützt.
Wendorff sprach sich dafür aus, eine Vergrämung von Wildvögeln durch akustische oder optische Hilfsmittel zu erlauben. „Wir brauchen mehr Flexibilität in Vogelschutzgebieten und eine Diskussion darüber“, sagte Wendorff. Auch Impfungen gegen die Vogelgrippe müssten künftig in den Blick genommen werden. Allerdings wären Handelsblockaden für geimpfte Tiere auch hinderlich.