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Gefängnisrevolte in Brasilien Gefängnisrevolte in Brasilien: Mordshunger: Häftlingsführer drohen mit Kannibalismus

22.04.2004, 15:01

Rio de Janeiro/ dpa. - Die Anführer einer Häftlingsrevolte mit zehn Todesopfern und rund 170 Geiseln haben in Brasilien jetzt mit Kannibalismus gedroht. Die Aufständischen der Anstalt «Urso Branco» in Porto Velho im nördlichen Land Rondonia hätten die sofortige Wiederherstellung der am Sonntag nach Revoltenbeginn unterbrochenen Versorgung mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Strom gefordert, berichteten Medien am Donnerstag unter Berufung auf die Behörden.

«Die Anführer haben mir gesagt, dass sie zur Zeit die Katzen im Gefängnis essen. Bald wollen sie aber weitere Zellenkollegen töten und mit ihnen Spießbraten machen», erklärte der stellvertretende Sicherheitsbeauftragte Rondonias, Renato de Souza.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission beschuldigte derweil in Washington den brasilianischen Staat, auf Warnungen vor den «extrem schlimmen Zuständen» in «Urso Branco» nicht reagiert zu haben. Seit 2001 habe es dort «zahlreiche Todesopfer» gegeben.

Die Polizei hatte am Mittwoch nach dem Scheitern erster Gespräche einen Versuch zur Erstürmung der Anstalt begonnen. Die Häftlinge hätten aber vor den Gefängnistoren viele Matratzen in Brand gesetzt.

Medien bezeichnen die Revolte in Rondonia als eine der wildesten der vergangenen Jahre. Häftlinge, die des «Verrats» bezichtigt wurden, wurden auf dem Dach der Anstalt vor den Augen von Verwandten geköpft. Aussagen des Gouverneurs von Rondonia, des Sozialdemokraten Ivo Cassol, er wolle auf einige Forderungen eingehen, stellten die Revoltenführer nicht zufrieden. Sie verlangen die Ablösung des Anstaltsleiters, die Verlegung von Insassen in andere Gefängnisse und ein Ende der Kontrollen der Besucherinnen. «Urso Branco» beherbergt rund 1400 Häftlinge, obwohl es nur für 350 Insassen gebaut wurde.