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Gefängnisflucht Gefängnisflucht: Polizei vermutet Verbrecher in Bielefeld

29.11.2009, 11:55

Köln/dpa. - In einem Großeinsatz konzentrierten Polizei-und SEK-Einheiten ihre Fahndung am Montag nach mehreren Hinweisen aufdie ostwestfälische Stadt und Umgebung. Bewaffnete Beamtedurchsuchten an Kontrollstellen Autos und durchkämmten Busse undBahnen nach dem Ausbrecher. Auch Häuser und Wohnungen von Verwandtenund Bekannten des 46-jährigen Mörders wurden observiert. EinPolizeisprecher sagte in Köln, den Ermittlern seien «Bezugspunkte»Michalskis in Bielefeld bekannt, dort gebe es «bestimmte Maßnahmen».Einzelheiten nannte er nicht. Der Ausbrecher stammt aus Herford naheBielefeld und hat dort mehrfach Straftaten begangen.

Nicht nur in Bielefeld suchten die Ermittler, bundesweit warenlaut Polizei mehrere Hundertschaften im Einsatz. Am Sonntag hatte derSchwerpunkt der Suche noch - mehr als 150 Kilometer entfernt vonBielefeld - in Mülheim an der Ruhr gelegen. Dort war der bewaffneteund hoch gefährliche Kriminelle der Polizei möglicherweise nur knappentkommen.

In einem Hochhaus fanden Beamten der Spezialeinheit SEK am frühenMontagmorgen eine Tasche mit Schmutzwäsche des 46-Jährigen und seinesinzwischen gefassten Komplizen Michael Heckhoff. Wann sie sich dortaufgehalten hatten, war aber unklar. Michalski und der GeiselgangsterHeckhoff (50) waren am vergangenen Donnerstag aus der JVA Aachenausgebrochen. Heckhoff wurde am Sonntag in Mülheim überwältigt. BeideMänner wurden zu lebenslangen Haftstrafen und Sicherungsverwahrungverurteilt.

Der Druck auf Michalski wachse und könne ihn noch unberechenbarermachen, sagte der Euskirchener Psychologe Uwe Wetter der dpa. Es seiauch denkbar, dass der zunehmende Stress den 46-Jährigen dazu treibe,andere gezielt zu verletzten oder zu töten. Michalski hat fast seinganzes Erwachsenen-Leben im Gefängnis verbracht. Bei einem Hafturlaub1993 hatte er in Bielefeld einen Mittäter ermordet und dafür einlebenslange Haftstrafe erhalten. Ob er noch Kontakt zu Familien undBekannten in Bielefeld hat, war unklar.

Fluchthelfer möglicherweise bestochen

Der 40 Jahre alte Gefängniswärter, gegen den als mutmaßlicherFluchthelfer bereits Haftbefehl erging, wurde möglicherweisebestochen oder erpresst. Der Mann hatte zur Tatzeit laut NRW-Justizministerium nur vorübergehend an der Pforte ausgeholfen,während der regulär eingeteilte Pförtner eine Kontrollfahrt machte.«Möglicherweise ist er erpresst worden, möglicherweise ist erbestochen worden. Das wissen wir noch nicht», sagte die Leiterin derJustizvollzugsanstalt, Reina Blikslager, am Montag dem ZDF.

Sie nannte die Fluchthilfe eine «hoch kriminelle Handlung». DerWärter soll die Schwerverbrecher auch mit zwei Pistolen versorgthaben. Heckhoff und Michalski hatten in Aachen fünf schwere,verschlossene Türen der bisher als ausbruchsicher geltendenHaftanstalt mit einem Schlüssel geöffnet.

Skrupelloser Gewaltverbrecher

Nach Einschätzung der Polizei könnte Michalski auch mitöffentlichen Verkehrsmittel auf der Flucht sein. Passanten sollten sich dem skrupellosen Gewaltverbrecher auf keinen Fall nähern, sondern unauffällig die Polizei alarmieren. Der mittelgroße, hagere Mann mit Halbglatze trage einen ungepflegten «Zehntagebart», Jeans, Trekkingschuhe, eine dicke, graue Jacke oder ein braunes Jackett. Zugleich appellierten die Ermittler erneut an den 46-Jährigen, aufzugeben und sich zu stellen.

Am Sonntag war Heckhoff der SEK in Mülheim an der Ruhr ins Netzgegangen - und hatte dabei nicht einmal Zeit, seine Pistole zuziehen. Er wurde zwar bereits verhört, zum Inhalt wollte die Polizei aber zunächst nichts sagen. Heckhoff war 1992 an einer blutigen Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt im sauerländischen Werl beteiligt. Die Ausbrecher hatten während ihrer Flucht zuvor drei Autos gekapert und dabei zwei Taxifahrer, eine Kölner Schülerin und ein Essener Ehepaar in ihre Gewalt gebracht.

Heckhoff war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Polizei hat ihn in Mülheim an der Ruhr festgenommen. (FOTO: DPA)
Heckhoff war zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Polizei hat ihn in Mülheim an der Ruhr festgenommen. (FOTO: DPA)
dpa