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Fütterung von Tieren Fütterung von Tieren: Ach du dicker Hund!

Von ALIKI NASSOUFIS 26.09.2010, 12:41

HAMBURG/DPA. - Sie bergen auch gesundheitliche Gefahren und sorgen dafür, dass das Tier schon bei geringsten Anstrengungen kurzatmig schnauft und schnell müde wird. Welche Möglichkeiten hat ein Halter, seinen aus der Form geratenen Hund tatsächlich wieder schlank zu bekommen?

Warum Hunde übergewichtig werden, das lässt sich in vielen Fällen genauso erklären wie beim Menschen: "Die Energieaufnahme entspricht nicht dem Energiebedarf", sagt Prof. Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin. "Der Bedarf ist schließlich sehr variabel und kann unter anderem von der Rasse und der Bewegungsaktivität abhängen."

Doch es gibt noch andere Gründe. "Manchmal hat es medizinische Ursachen, wenn beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt." Außerdem neigen ältere Hunde ab etwa sieben Jahren, kastrierte Tiere und Vertreter bestimmter Rassen wie Mops, Labrador, Retriever oder Cocker Spaniel zu Übergewicht - auch weil sie teilweise keine natürliche Fressbremse haben.

Gesundheitliche Risiken bestehen allerdings in jedem Fall. "Die sind ähnlich wie beim Menschen", erklärt der Tierarzt. "Sie reichen von Gelenkproblemen über Herz-Kreislauf-Schwierigkeiten bis hin zu Diabetes und hormonellen Störungen." Um festzustellen, ob ein Vierbeiner übergewichtig ist, gibt es Faustregeln, auch wenn sie sich nicht auf jede Rasse gleichermaßen anwenden lassen. "Die Rippen sollten nicht sichtbar, aber leicht spürbar sein", erklärt die Hundeernährungsberaterin Anke Trobisch aus Raubling (Bayern). "Von oben gesehen, sollte er zudem eine leichte Taille aufweisen."

In Tabellen oder Büchern lässt sich das übliche Gewicht der Rasse ermitteln. "Von Übergewicht wird gesprochen, wenn das Normalgewicht bis zu zehn Prozent überschritten wird", erklärt Trobisch. Fettleibig sei ein Hund, wenn er noch mehr auf die Waage bringt.

Wie aber kann der Halter vorgehen, um die Hundepfunde loszuwerden? Eine Möglichkeit ist, die Futtermenge zu kürzen. "Das machen allerdings nicht alle Hunde mit", warnt Zentek. "Sie fangen dann an zu betteln, räumen Mülltonnen aus oder werden sogar aggressiv." Auch viele Halter kämen damit nicht zurecht, weil sie ihre Beziehung zum Hund stark über das Füttern definierten.

Eine entscheidende Rolle spielt deshalb die Auswahl der Nahrung. "Auf jeden Fall sollte man sich mit den Inhaltsstoffen des Futters beschäftigen", rät der Tierpsychologe Marcel Hein aus Hamburg. "Wenn beispielsweise Zucker und zu viel Fett darin ist, stellt man es am besten gleich wieder ins Regal." Die Gefahren für das Tier ähneln den von fett- und zuckerhaltigen Produkten für den Menschen.

Laut Trobisch ist die Nahrung häufig mit Zusatzstoffen und Aromen versetzt. "Dadurch haben die Tiere mehr Appetit, verlangen mehr, und die Besitzer denken, dass sie tatsächlich mehr brauchen."

Manche Halter verabreichten ihren Hunden Hochleistungsfutter, ohne die Tiere ausreichend zu bewegen. Die meiste Kontrolle habe man, wenn man das Futter aus mageren und naturbelassenen Lebensmitteln selber herstellt - was allerdings aufwendig ist und einiges an Wissen voraussetzt.

Wichtig ist, das Fressverhalten zu verändern. "Hundebesitzer sollten das Futter am besten auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilen und darauf achten, dem Vierbeiner zwischendurch nicht zu viele Leckerli zu geben oder ihn sogar vom Tisch zu füttern", rät Trobisch. Die Leckerchen gehören von den Hauptmahlzeiten abgezogen.

Eine zentrale Rolle spielt die Bewegung. Um Hunde auf Trab zu bringen, gibt es viele Möglichkeiten. "Einfach nur um den Block zu gehen, ist dabei natürlich etwas anderes, als den Hund neben dem Fahrrad herlaufen zu lassen und ordentlich Strecke zu machen", erläutert Marcel Hein eine davon.

Wer seinen Hund rundum fordern will, kann "Mantrailing" machen. Dabei geht es ums Personensuchen, bei dem der Geruchssinn des Hundes ausgenutzt und er sich viel bewegen muss. "Das ist eine anspruchsvolle Beschäftigung, die gut für die Beziehung zwischen Halter und Hund ist", sagt der Tierpsychologe. Dabei wird nicht nur der Kreislauf aktiviert, auch Hirn und Nase des Vierbeiners müssen voll da sein. Allerdings darf der Halter den Hund nicht überfordern und sollte auf das richtige Maß an Bewegung achten. "Das ist abhängig vom Hundetyp und davon, ob der Hund in irgendeiner Weise gehandicapt ist", sagt Hein. "Wie fit ist er? Wie alt? Und gibt es irgendwelche gesundheitlichen Einschränkungen?"

Besser als jeder Diätplan ist jedoch eine ganz andere Maßnahme: vorsorgen und es gar nicht erst soweit kommen lassen. "Der Hund hat nicht die Wahl", gibt Marcel Hein zu bedenken. "Aber wir haben die Verantwortung."