Ärztemangel Fünf Kommunen in Thüringen vergeben Medizin-Stipendien
Viele Hausärzte in Thüringen suchen händeringend Praxisnachfolger. Auch so mancher Bürgermeister oder Landrat sieht das mit Sorge. Einige Kommunen handeln.

Gera/Meiningen - Im Kampf gegen den Ärztemangel setzen in Thüringen auch Kommunen auf Förderstipendien, um Nachwuchsmediziner an von Ärztemangel betroffene oder bedrohte Regionen zu binden. Inzwischen haben vier Landkreise und eine kreisfreie Stadt eigene Stipendienprogramme aufgelegt, wie aus einer Übersicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hervorgeht.
Die Angebote der Kreise Altenburger Land, Schmalkalden-Meiningen, Kyffhäuser und Sonneberg sowie der Stadt Gera ergänzen das seit mehreren Jahren bestehende Stipendienprogramm der Stiftung ambulante ärztliche Versorgung in Thüringen von KV und Land, in das allein im vergangenen Jahr 32 Medizinabsolventen in der Facharztausbildung aufgenommen wurden.
Die Höhe der Stipendien, die die Kommunen bieten, bewegt sich zwischen 300 und 750 Euro monatlich. Sie werden je nach Kommune über fünf bis sechseinhalb Jahre gezahlt. Als Gegenleistung müssen sich die Stipendiaten verpflichten, für mehrere Jahre in der Region zu arbeiten. Dabei geht es nicht nur um die Arbeit in Haus- oder Facharztpraxen. Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen unterstützt beispielsweise auch Medizinstudierende, die im Gesundheitsamt tätig werden wollen oder sich am kreiseigenen Krankenhaus zu Fachärzten ausbilden lassen.
Vorreiter Schmalkalden-Meiningen
Schmalkalden-Meiningen ist Vorreiter bei den kommunalen Medizin-Stipendien, der Landkreis startete vor drei Jahren als erster in Thüringen ein solches Programm. Bislang seien sieben Studierende dafür gewonnen werden, sagte Kreissprecher Christopher Eichler auf Anfrage. In Gera, wo jährlich bis zu drei Stipendien vergeben werden können, wird nach Angaben der Stadtverwaltung derzeit eine Bewerbung geprüft. Ein Zuschlag sei bislang nicht erteilt worden. Im Raum Gera ist der Ärztemangel besonders groß, 16 Hausarztsitze sind dort laut KV unbesetzt. Landesweit sind es 117.
Die Ärzteorganisation begrüßt das Engagement der Kommunen, mit Stipendien Ärzte für die ambulante Versorgung zu gewinnen. Die KV-Vorsitzende Annette Rommel verwies zugleich darauf, dass das einen langen Atem verlange. Bei den Stipendien handle es sich um langfristig wirksame Maßnahmen. „Wenn heute Studierende gefördert werden, sehen wir die Effekte aufgrund der Aus- und Weiterbildungszeit erst in zehn bis zwölf Jahren.“