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Viel Schlaf wenig Zeit für Freunde Freizeit-Studie: Viel Schlaf wenig Zeit für Freunde - so verbringen die Deutschen ihren Tag

Von Stephan Kaufmann 05.10.2016, 13:09
Wofür Freunde treffen, wenn man sich auch ins Bett legen kann?
Wofür Freunde treffen, wenn man sich auch ins Bett legen kann? imago stock&people

Berlin - Trotz aller Liebe zur Arbeit steht die Freizeit bei den Menschen hoch im Kurs. Nicht zufällig heißt der Abend nach Dienstschluss Feierabend und der Urlaub die „schönste Zeit des Jahres“. Allgegenwärtig ist in Büros und Fabriken die Klage, es sei „erst Montag“ sowie der Stoßseufzer „endlich Freitag!“. Freizeit ist wichtig. Aber wie viel freie Zeit haben die Arbeitnehmer? Und wie füllen sie sie? Die Industrieländervereinigung OECD hat es untersucht und findet einen klaren Gewinner: den Schlaf.

2006 bestand das typische Arbeitsjahr eines abhängig Beschäftigten 2006 in Deutschland aus 1478 bezahlten Arbeitsstunden und 7282 Stunden Freizeit. Damit haben es die Deutsche eher gut, in fast allen Ländern wird mehr gearbeitet: In Italien 58 Stunden mehr, in Griechenland 305 Stunden, in den USA sogar 418 Stunden. Weniger Zeit im Job verbringen dagegen die Nordeuropäer, die Norweger sogar nur 1290 Stunden. Dementsprechend höher fällt dort die Freizeit aus.

Was teilen sich die Menschen ihre 24 Stunden ein? Laut OECD arbeiten sie etwa ein Drittel des Tages, die eine Hälfte davon bezahlt, die andere Hälfte unentgeltlich. Hier gibt es jedoch Unterschiede: mexikanische Erwerbstätige arbeiten mehr als 40 Prozent des Tages, deutsche nicht mal 30 Prozent.

Gut 1,5 Stunden für Essen

Auf bezahlte und unbezahlte Arbeit folgt die Freizeit, die die OECD in drei Kategorien teilt: erstens persönliche Pflege, zweitens Freizeit im engeren Sinne, also Zeit für Hobbys und Freunde, drittens sonstige, nicht definierte Tätigkeiten. Klarer Sieger in der Rangfolge ist mit einem Anteil von 45 Prozent des Gesamttages der Bereich „persönliche Pflege“, und hier vor allem der Schlaf. Im Durchschnitt der Industrieländer schlafen die Arbeitnehmer acht Stunden und 22 Minuten pro Tag. Dazu kommt das Essen mit durchschnittlich einer Stunde und 37 Minuten. Beides zusammen macht 90 Prozent der Kategorie „persönliche Pflege“ aus.

Am längsten schlafen die Franzosen (8,8 Stunden), die Koreaner schlummern eine ganze Stunde kürzer. Die Deutschen gehören mit 8,2 Stunden ebenfalls eher zu den Ruhelosen. Langschläfer dagegen sind die Amerikaner, die sich allerdings beim Essen beeilen: Im Land des Fast Food nimmt man sich dafür nur etwa 75 Minuten pro Tag, in Deutschland sind es rund 105. Spitzenreiter sind hier – wenig erstaunlich - ebenfalls die Franzosen mit fast 140 Minuten. Savoir vivre.

Hinter der persönlichen Pflege rangiert die Freizeit im engeren Sinne auf Platz Zwei. Damit verbringen abhängig Beschäftigte im Industrieländerdurchschnitt 22 Prozent des Tages – in Norwegen sind es knapp 27 Prozent, in Deutschland 25 Prozent. Wenig Zeit für Hobbys und Freunde haben die Japaner (18 Prozent). Insgesamt haben weibliche Arbeitnehmer fast überall weniger echte freie Zeit als Männer, in Deutschland sind es etwa 20 Minuten, in Italien sogar 80 Minuten weniger.

Deutsche zeigen sich wenig gesellig

Was tun die Menschen am meisten, wenn sie nichts müssen - nicht arbeiten, nicht schlafen, essen oder waschen? Fernsehen oder Radiohören. In den USA gehen dafür 44 Prozent der echten Freizeit drauf, in Deutschland dagegen sind es nur 28 Prozent. Dahinter folgt das Treffen mit Freunden, wofür die Türken ein Drittel ihrer Freizeit ausgeben. Eher sozial isoliert leben dagegen die Deutschen (vier Prozent) und die Arbeitnehmer im spärlich besiedelten Australien (drei Prozent).

Spitzenreiter sind die Deutschen dagegen in der Kategorie „Besuch von Veranstaltungen“ wie Theater oder Kino. Damit verbringen sie 15 Prozent ihrer Freizeit im engeren Sinne, deutlich mehr als die Amerikaner (zwei Prozent), die ja vor dem Fernseher sitzen.