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Freizeit Freizeit: Sammler treffen sich zur Zucker-Tauschbörse

Von Imke Hendrich 09.05.2010, 10:35
Ein Mitglied des DZDF (Der Zuckersammler-Klub Deutschlands & Freunde) nimmt sich im Contel-Hotel in Mainz eine Packung Zuckerwürfel von einem Tausch-Tisch. (FOTO: DPA)
Ein Mitglied des DZDF (Der Zuckersammler-Klub Deutschlands & Freunde) nimmt sich im Contel-Hotel in Mainz eine Packung Zuckerwürfel von einem Tausch-Tisch. (FOTO: DPA) dpa

Mainz/dpa. - Bis heute hält sie nach eigenem Bekundendiese Bestmarke - obwohl es weltweit einige mit diesem süßen Hobbygibt. Rund 50 Sammler aus sieben Ländern kamen am Wochenende nachMainz zur 11. Internationalen Zuckertauschbörse.

Die Tische biegen sich förmlich - Zucker als Würfel, in Tütchen,als Sticks oder, der neueste Schrei, als kleine Schiffchen, die aufdem Milchkaffee schwimmen. Nein halt, wer hier im Sammler-Raumandächtig um die Tische streift, der würde niemals sein wertvollesExemplar der Vergänglichkeit hingeben.

«Für den täglichen Nachmittagstee gibt's auf keinen Fall meineSammlerstücke», sagt Karin Rädel. Sie steht ausschließlich aufWürfelzucker, 85 000 Stück hat sie in 40 Jahren zusammenbekommen.«Für mich ist das Design das Wichtigste.»

Zuckerstückchen gehüllt in Papier mit fein gemalten Blümchen, mitdem Bob-Emblem der Olympischen Winterspiele von Albertville 1992 oderquietsch-bunte Verpackungen finden sich auf ihrem Tausch-Tisch. Aufeinem anderen liegen ein Würfelzucker mit der Aufschrift «DDRStaatszirkus», einer vom berühmten Café Kranzler aus dem Berlin der1950er Jahre oder auch eine Zuckertüte in Herzform aus einemitalienischen Eisladen.

Natürlich bringt jeder hier nur seine Doubletten mit und hofft,bei den anderen fündig zu werden. Die Herangehensweisen sindverschieden: Der eine sucht nach besonders alten Zuckerstücken, demanderen fehlt noch genau ein Tütchen aus einer Serie mit europäischenWahrzeichen, der dritte schließlich schaut vor allem nach exotischenHerkunftsländern.

«Südafrika ist natürlich im Jahr der Fußball WM der Renner», sagtRädel, ab Juni Nachfolgerin von Marianne Dumjahn an der Spitze vomDZDF (Der Zuckersammler-Klub Deutschlands & Freunde), der die Börseveranstaltete. Und da hat sie eine besondere Quelle, weil ihr Mannaus Südafrika kommt.

Aus dem vergangenen Urlaub brachte Rädel rund 4000 leere Tütchenmit. Der Inhalt, immerhin 24 Kilo Zucker, wäre nur als Übergepäckgegangen. So leerte die 54-Jährige jedes Tütchen einzeln aus. DieserAufwand nur für Papier mit kleinen Versen drauf? «Es macht mir nichtsaus, dass viele mein Hobby belächeln», sagt Rädel. Den Sammlerklubmit dem etwas sperrigen Namen gibt es seit zehn Jahren, in Berlinsitzt zudem die Europäische Gemeinschaft der Zuckersammler, Zucker-Klubs gibt es auch anderswo in Europa.

Corky Heeb steht dagegen fast alleine da - sie ist extra ausSeattle nach Mainz zum Tauschtag gekommen. «In Amerika sammeln dieLeute Briefmarken oder Münzen, über mich schmunzeln viele.» Was aberreizt nun so an diesem Hobby? «Es ist eine Manie», sagt Heeb. «Michfasziniert die Vielfalt der Gestaltungen», ergänzt Dumjahn.

Aber wie bei anderen skurrilen Sammlerleidenschaften vonBananenaufklebern bis zu Teebeutelanhängern steht vor allem der Spaßim Zentrum. Außerdem betont Rädel: «Andere sammeln Briefmarken undgeben viel Geld dafür aus, mein Hobby kostet mich im Jahr höchstens300 Euro.»