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Frankreich Frankreich: Nächtlicher Brand in Reiterhof

Von Petra Klingbeil 05.08.2004, 14:20
Ein Feuermann kämpft gegen die Flammen an der Scheune der Reitschule in Frankreich. (Foto: dpa)
Ein Feuermann kämpft gegen die Flammen an der Scheune der Reitschule in Frankreich. (Foto: dpa) KEYSTONE

Chambéry/dpa. - Tragisches Ende einer Ferienfreizeit: Siebenjugendliche Urlauber und zwei Erwachsene sind bei einem Brand aufeinem Reiterhof in den französischen Alpen im Schlaf zum Opfer derFlammen geworden. Eine Begleiterin der Jugendgruppe wurde mitschweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert, hieß es nachAngaben der Behörden in Chambéry am Donnerstag. Es handelt sich umeinen der folgenschwersten Brände der vergangenen Jahre inFrankreich.

Das Feuer war in der Nacht in einem einstöckigen Gebäude in demOrt Lescheraines ausgebrochen und hatte die Jugendlichen zwischen13 und 15 Jahren im Schlaf überrascht. «Die Flammen brannten sehrheftig und haben sich rasch ausgebreitet», sagte ein Feuerwehrmann.Ein Jugendlicher konnte sich durch einen Sprung aus einem Zimmer imersten Stock retten. Dort schlief die Gruppe in einemGemeinschaftsraum. 45 Feuerwehrleute konnten den Brand nach einemmehr als zweistündigen Einsatz in den Morgenstunden löschen.

Am Donnerstag herrschte am Unglücksort Erschütterung. Polizistenmit weißen Schutzmasken vor dem Mund untersuchten die völligverkohlten Trümmern der zwei Gebäude. Stundenlang suchten dieRetter in den rauchenden Überresten nach den Leichen. Nur dieMauern standen noch.

Eltern trafen ein, um die Leichen ihrer Kinder zuidentifizieren. Psychologen versuchten, den schockierten undfassungslosen Menschen beizustehen. Auch die Dorfbewohner warenentsetzt. «Das ist eine fürchterliche Tragödie. So etwas haben wirhier noch nie erlebt», sagte eine Bewohnerin von Lescheraines.

Die Jugendlichen stammten zumeist aus dieser beliebtenFerienregion südlich von Annecy. In dem kleinen Reiterzentrumkonnten Gruppen von höchstens 12 Personen wochenweise den Umgangmit Pferden einüben. Die Pferde blieben unversehrt, sie hatten dieNacht auf der Weide verbracht.

Über die Ursachen gibt es bislang nur Vermutungen. «Alles istmöglich: eine glimmende Zigarette, Blitzeinschlag oder einetechnische Panne», sagte ein Sprecher der Präfektur. Ermittlungenwurden eingeleitet. Premierminister Jean-Pierre Raffarin, der inder Region um Annecy Urlaub macht, hat sich vor Ort über dasUnglück informiert. Er sprach den Betroffenen «die SolidaritätFrankreichs» aus. Der französische Staatspräsident Jacques Chiracsagte, dies sei ein «Drama, das ganz Frankreich in Trauerversetzt».