Frankreich Frankreich: Lebenslange Haft für den «Jungfrauenmörder»
Paris/dpa. - Das Urteil gegen den französischen «Jungfrauenmörder» Michel Fourniret konnte angesichts der entsetzlichen Verbrechen gar nicht anders ausfallen. Lebenslange Haft für den 66-Jährigen und seine 59 Jahre alte Ehefrau Monique Olivier beschloss das Geschworenengericht in Charleville-Mézières am Mittwochnach mehr als 24-stündigen Beratungen. Das entsprach fast denForderungen des Staatsanwalts. Fourniret, der zu den schlimmstenSerienmördern Frankreichs zählt, wird den Rest seines Lebens hinterGittern verbringen. Diese lebenslange Höchststrafe wurde inFrankreich bisher nur zweimal über Kindermörder verhängt. Einefrühere Entlassung ist ausgeschlossen. Für Olivier, die ihm beiseiner «Jagd auf Jungfrauen» half und an einem Mord beteiligt war, beschloss das Gericht eine Mindesthaftdauer von 28 statt 30 Jahren, wie der Staatsanwalt gefordert hatte.
Fourniret hatte zwischen 1987 und 2001 sieben junge Mädchen inFrankreich und Belgien entführt, vergewaltigt und ermordet. Er könnteaber nach laufenden Ermittlungen bis zu 15 Frauen getötet haben.Olivier, die bei allen Taten dabei war, hat bei einem Mord dem 17-jährigen Opfer Schlafmittel eingeflößt, damit es sich nicht wehrt.Beide seien «kaltblütige und grausame Serienmörder, wie sie inunserem Land noch nie vorgekommen sind», hatte der StaatsanwaltFrancis Nachbar in seinem Plädoyer erklärt.
Gestoppt wurde die Mordserie erst durch die Geistesgegenwart einer13-Jährigen 2003 in Belgien. Sie konnte aus dem LieferwagenFournirets flüchten und notierte seine Autonummer, was zu seinerFestnahme führte.
Der zweimonatige Prozess war für die Opferangehörigen eine schwerePrüfung. Zunächst hatte Fourniret die Familien mit wochenlangemSchweigen aufgebracht. Er wollte nur unter Ausschluss derÖffentlichkeit reden, hatte er erklärt. Doch als er endlich sprach,machte er alles noch schlimmer. Seine kalten, gefühllosen undentsetzlich detaillierten Schilderungen der Verbrechen waren für dieEltern kaum zu ertragen. Der geständige Täter, den die Psychiater alskalt, arrogant und manipulierend einstuften, hat kein Wort desBedauerns gefunden. Fourniret verteilte «Noten» an Anwälte undRichter, beleidigte sie und nannte Staatsanwalt Nachbar einen«Kläffer».
Die frühere Krankenpflegerin Olivier versuchte immer wieder, sichals Opfer ihres dominierenden Mannes darzustellen, das nur ausführte,was er befahl. «Ich hätte ihn sowieso nicht daran hindern können»,sagte sie. Der Staatsanwalt hatte jedoch betont, Olivier sei einetreibende Kraft bei den Verbrechen gewesen.
Fourniret wird seinem Anwalt zufolge keine Berufung einlegen. ObOlivier in Berufung geht, war zunächst nicht bekannt.
Auch der Staatsanwalt war von dem Prozess sichtlich gezeichnet.«Ein Glück, dass es vorbei ist. Zwei Monate lang diese Litanei derGrausamkeiten anhören zu müssen, das reicht», sagte er in einerunüblichen Erklärung vor der Presse. Der Verteidiger Fournirets hatteauf einen großen Schwachpunkt hingewiesen: die französische Justizhätte Fournirets mörderisches Treiben Jahre früher beenden können,wenn die Zusammenarbeit zwischen den Behörden besser geklappt hätte.
Der belgischen Polizei hatte Fourniret nach den Enthüllungenseiner Frau die Taten 2004 gestanden. Das mörderische Paar ahnte sehrgenau, wie seine Zukunft aussehen würde. Bereits vor Beginn desProzesses sagten beide, dass sie die «Höchststrafe» erwarten.