Frankreich Frankreich: Haftstrafen für Verantwortliche der Montblanc-Katastrophe
Grenoble/dpa. - Gegen alle anderenAngeklagten sprach das Gericht in Bonneville am MittwochBewährungsstrafen aus. In dem Prozess um eine der schlimmstenKatastrophen in einem Straßentunnel mussten sich insgesamt 16Beschuldigte wegen fahrlässiger Tötung verantworten.
Mit dem Strafmaß für Roncoli ging das Gericht über die Forderungder Staatsanwaltschaft hinaus, die für alle AngeklagtenBewährungsstrafen gefordert hatte. Der damalige Präsident derfranzösischen Tunnelgesellschaft ATMB, Rémy Chardon (57), erhieltzwei Jahre Haft auf Bewährung und der Fahrer des Unglücks-Lastwagens, Gilbert Degrave (62), ebenfalls eine Bewährungsstrafevon vier Monaten.
Der mit Mehl und Margarine beladene Kühltransporter Degraves waram 24. März 1999 in der Mitte des 11,6 Kilometer langen Tunnelszwischen Frankreich und Italien in Brand geraten. Die meisten Opfer,die in ihren Fahrzeugen hinter dem Lastwagen blockiert waren,erstickten in giftigen Rauchschwaden.
Der belgische Fahrer Degrave hatte sich zu Fuß retten können. VorGericht hatte er sich heftig gegen den Vorwurf gewehrt, seinenLastwagen auf der Fahrbahn stehen gelassen zu haben und «geflüchtet»zu sein. Ob eine glimmende Zigarette in der Belüftungsanlage desLastwagens oder ein Ölverlust das Feuer ausgelöst hat, wird wohl niegeklärt werden. Vor Gericht waren die Angaben der Expertenwidersprüchlich geblieben.
Die Hinterbliebenen hatten sich während des Prozesses mehrfachfür härtere Strafen ausgesprochen. «Es ist nicht Aufgabe der Justiz,Rachegefühle zu befriedigen», mahnte jedoch ein Anwalt derHinterbliebenen.
Das Feuer hatte drei Tage lang im Tunnel gewütet. Temperaturenüber 1000 Grad hatten von den Opfern kaum mehr übrig gelassen alsZahnreste, Asche und Eheringe. Die Identifizierung aller Opferdauerte mehrere Monate.
Während des dreimonatigen Prozesses wurde deutlich, dass dieSicherheit im Tunnel sträflich vernachlässigt worden war und dasskeiner der Verantwortlichen Handlungsbedarf erkannt hatte. Esfehlten Feuerlöscher, Atemgeräte für die Feuerwehrleute und vorallem war das Rettungspersonal nicht trainiert. Die letzteFeuerwehrübung hatte es 1973 gegeben.
Nach dem Brand war der Tunnel drei Jahre lang geschlossen und für350 Millionen Euro vollständig modernisiert worden. Er verfügt heuteüber modernste Entlüftungsanlagen, deutlich markierte Fluchtwege undleistungsfähige Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge.
